Kirche in Spanien nennt gemeldete Missbrauchszahlen
Die Kirche in Spanien hat die ihr bislang bekannten Zahlen mutmaßlicher Täter und Opfer sexuellen Missbrauchs bekanntgegeben. Laut einem am Donnerstag im Madrid vorgestellten Bericht mit dem Titel "Para dar luz" (Um Licht ins Dunkel zu bringen) gab es im Zeitraum von 1945 bis 2022 728 potenzielle Täter und 927 Betroffene. Bei der Studie handelt es sich um das erste Dokument der Kirche in Spanien zum Thema Missbrauch. Die Daten stützen sich auf die seit 2019 bei den Kinderschutzbüros der Diözesen und Ordensgemeinschaften eingegangenen Meldungen. Neun Diözesen und 69 Ordensgemeinschaften hätten sich jedoch geweigert, Daten zu liefern.
Den Angaben zufolge wurden von den insgesamt 728 gezählten Fällen 283 bei den Diözesen und 445 bei den Ordensgemeinschaften gemeldet. Mehr als 80 Prozent hätten vor der Jahrtausendwende stattgefunden. Die meisten Opfer (82 Prozent) sind männlich, ebenso die Täter (99 Prozent). Unter den Beschuldigten sind 378 Weltpriester, 208 Ordensleute und 92 Laien. 63,5 Prozent der Beschuldigten sind verstorben. Laut einem Sprecher der Spanischen Bischofskonferenz werden 191 Fälle dahingehend geprüft, ob sie kirchen- und strafrechtlich noch justiziabel sind.
Im Spanien gibt es seit Längerem Streit um die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Die Bischöfe hatten sich lange gegen eine unabhängige Untersuchung ausgesprochen. Anfang Februar 2022 beauftragte die Bischofskonferenz eine Madrider Anwaltskanzlei schließlich doch mit einer Studie. Die Kanzlei selbst geht von mehreren tausend Fällen aus. Auch die große spanische Tageszeitung "El Pais" recherchiert seit einigen Jahren zu kirchlichen Missbrauchsfällen und spricht mittlerweile von 966 Tätern und 1.957 Opfern. (mal)