Evangelischer Kirchentag: Rosenkranz-Basteln für die Ökumene
Seit Donnerstag werden am Stand der "Legion Mariens der Regia München" beim Evangelischen Kirchentag Rosenkränze gebastelt. Im katholisch.de-Interview erzählt Legions-Mitglied Johann Hofberger wie die katholische Aktion bei den evangelischen Kirchentagsbesuchern ankommt und welche Hoffnungen er mit dem Projekt verbindet.
Herr Hofberger, Sie sind mit der Legion Mariens als eine der wenigen katholischen Institutionen auf dem Evangelischen Kirchentag. Was bieten Sie denn auf dem Markt der Möglichkeiten an?
Hofberger: An unserem Stand können Besucher einen Rosenkranz knüpfen. Vor allem junge Leute nutzen die Gelegenheit. Wir haben ständig junge Leute zum Knüpfen am Stand. Viele hängen sich die Ketten mit bunten Perlen dann um den Hals. Das Angebot gibt es übrigens schon seit mehr als zwanzig Jahren.
Frage: Wie viele Rosenkränze haben die Jugendlichen denn bei Ihnen schon geknüpft?
Hofberger: Bestimmt mehr als 100. Immer wieder kommen Jugendliche, die davor bei uns waren und bringen Freunde mit. Ich bin überrascht, wie gut das Angebot angenommen wird. Der Kirchentag geht ja noch bis Sonntag. Mal schauen, ob wir noch irgendwo Perlen herbekommen.
Frage: Seit 2001 ist es möglich, dass auch katholische Institutionen auf dem Evangelischen Kirchentag vertreten sind. Welche Motivation haben Sie denn sich mit Rosenkränzen zu präsentieren?
Hofberger: Uns geht es einfach darum, den Glauben zu verbreiten. Wir haben hier eine gute Gemeinschaft mit unseren evangelischen Geschwistern. Da sieht man wie der christliche Glaube verbindet.
Frage: Jetzt ist der Rosenkranz nicht unbedingt das Erste, woran man bei Ökumene denkt. Provozieren sie damit denn nicht etwas?
Hofberger: Sicher gibt es auch evangelische Geschwister, die unser Angebot nicht verstehen. Aber das ist in Ordnung so, jeder von uns hat seinen eigenen Weg. Wir wollen nicht provozieren. Für mich ist der Rosenkranz eine biblische Betrachtung. Er stellt das Leben Jesu dar. Man kann auch sagen, dass er so etwas wie eine Minibibel ist. Hier am Stand bieten wir aber auch Bibelkärtchen und Infomaterial zu den Grundgebeten an. Aber das Rosenkranzangebot hat sich als beliebtestes herausgestellt. Gestern kam zum Beispiel eine Jugendliche an den Stand und sagte, dass sie bei uns vor ein paar Jahren auf dem Kirchentag das Rosenkranzknüpfen gelernt hat und jetzt hat sie es dann anderen am Stand gezeigt.
Frage: Sie haben eben gesagt, dass sie auch den Glauben verbreiten wollen. Geht es Ihnen dann nur ums miteinander sprechen oder haben Sie die Hoffnung vielleicht den einen oder die andere auch vom Katholizismus zu überzeugen? Die Glaubensüberzeugen unterscheiden sich dann ja doch...
Hofberger: Uns geht es gerade nicht um Differenzen, sondern um das Gemeinsame. Wir haben eine christliche Hoffnung und wir glauben ja alle an das ewige Leben. Als Christen ist es unsere Aufgabe Freude und der Zuversicht in die Welt zu tragen. Ich glaube, das können wir alle in der jetzigen Zeit gut gebrauchen.
Frage: Sehen Sie sich denn als katholische Ergänzung auf dem evangelischen Kirchentag?
Hofberger: Wir sind eine missionarische Gemeinschaft, und dabei einfache Menschen. Wir wollen versuchen, gemeinsam mit anderen den Weg des Glaubens zu gehen. Alles andere macht Gott. Aber hier in Nürnberg werden wir auch selbst beschenkt durch die Gemeinschaft mit den anderen. Wir erleben an jedem Stand, dass jeder Christ eine andere Gabe hat. Und so ergänzen wir uns hier auf dem Kirchentag und in der Glaubensgemeinschaft gegenseitig.
Frage: Gibt es einen Moment der vergangenen Tage, der Sie besonders berührt hat?
Hofberger: Mich berühren besonders die vielen jungen Menschen, die da sind. Das freut mich sehr. So etwas erlebt man ja nicht mehr oft. Viele sagen immer, die Kirche sei überaltert. Hier in Nürnberg sieht das anders aus.
Frage: Was fasziniert die Menschen an ihrem Angebot? Nur das Knüpfen oder auch das Beten?
Hofberger: Die meisten, die zu uns kommen, sind evangelisch und noch nie mit einem Rosenkranz in Berührung gekommen. Da faszinieren sicher die farbigen Perlen. Allein das gibt aber schon ein positives Glaubenserlebnis. Und dann haben wir natürlich auch Erklärungen, wie man den Rosenkranz betet. Es geht uns schließlich auch um das Gebet. Aber wir müssen die Leute da abholen, wo sie sind.
Frage: Und wenn Sie die Leute abholen: Wohin geht dann die Reise?
Hofberger: Für uns ist es wichtig, dass wir eine Beziehung zu Gott bekommen. Ein Weg ist die Betrachtung der Heiligen Schrift, oder eben der Rosenkranz.
Frage: Auf dem Kirchentag kann man doch aber davon ausgehen, dass die Leute eine Gottesbeziehung haben.
Hofberger: Das stimmt. Aber es geht immer noch tiefer zu Gott. Wissen Sie, ich bin ja auch auf dem Weg. Ich kann jeden Tag im Glauben dazu lernen.