Deutscher Bischof erinnert an verstorbenen früheren Papst

Früherer Sekretär Clemens: Ratzingers Denken wird neu entdeckt werden

Veröffentlicht am 11.06.2023 um 09:43 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Bevor Georg Gänswein Privatsekretär des früheren Papstes Benedikt XVI. wurde, war er 23 Jahre lang an dessen Seite: Bischof Josef Clemens. Bei einer Buchvorstellung im Vatikan hat er jetzt von seinen Erinnerungen an Joseph Ratzinger berichtet.

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Das theologische Werk von Joseph Ratzinger (1927-2022) steht nach Meinung seines früheren Sekretärs Josef Clemens vor einer Neuentdeckung. "Sein geistiges Erbe wird seinen Weg gehen," so der deutsche Bischof; er war bis 2003 Privatsekretär des damaligen Kurienkardinals Ratzinger, bevor Georg Gänswein diese Rolle übernahm.

Weiter sagte Clemens: "Ich bin überzeugt, dass das Werk, das Denken und auch die Persönlichkeit von Joseph Ratzinger schon bald neu entdeckt werden." Ohne die christliche Lehre als Grundlage gebe es auch kein christliches Handeln, betonte Clemens, der von 2003 bis 2016 Sekretär ("zweiter Mann") des Päpstlichen Laienrates war.

Der Bischof berichtete, dass er auch nach seiner Zeit als Sekretär jede Woche Ratzinger gehört habe. Zur Persönlichkeit des früheren Papstes erklärte Clemens, Ratzinger "fand sich berufen als jemand, der die katholische Lehre weitergeben muss. Das ist sein Lebensprojekt." Darin habe er seine Erfüllung gefunden.

Gutes Gedächtnis – auch bei Witzen

Eine seiner Gaben sei sein gutes Gedächtnis gewesen. "Manchmal auch zu meinem Leidwesen. Auch bei Witzen. Dann sagte er: 'Wir hören die 23. Angereicherte Version'", erzählte Clemens. Eine weitere große Gabe sei die Formulierungskraft gewesen. "Die Berufung zur Verkündigung, zur Theologie, dann die Gaben, um das tun zu können, die hat der liebe Gott ihm auch gegeben."

Clemens äußerte sich am Freitagabend bei der Vorstellung des Buches "Kurze Einführung in das Christentum für alle" von Manfred Lütz. Der Autor hatte im letzten Lebensjahr Papst Benedikts XVI. dessen theologischen Bestseller mit dem Titel "Einführung in das Christentum" von 1968 gekürzt und stilistisch überarbeitet neu herausgegeben. Lütz betonte bei der Veranstaltung, die Kurzfassung sei vom emeritierten Papst gutgeheißen und genehmigt worden.

Ebenfalls in Ratzingers letztem Lebensjahr hatte Lütz zusammen mit dem TV-Journalisten Markus Lanz den emeritierten Papst im Vatikan zu einer langen Unterhaltung getroffen. Daraus entstand das 2023 veröffentlichte Buch "Benedikt XVI. – Unser letztes Gespräch". (cbr/KNA)