Ehemaliger Provinzial und Sternwarten-Archivar

100-jähriger Jesuit mit Asteroid geehrt

Veröffentlicht am 14.06.2023 um 12:46 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Sabino Maffeo ist seit über 85 Jahren Jesuit. Bis ins hohe Alter wirkte der Physiker und Lehrer an der vatikanischen Sternwarte. Nun wird der Pater von der Internationalen Astronomischen Union geehrt – und im Weltraum verewigt.

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Der ehemalige Jesuitenprovinzial Sabino Maffeo wird mit der Benennung eines Asteroiden geehrt. Ein Asteroid im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter trägt künftig den Namen des 1922 geborenen Ordensmanns, teilte die Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in ihrem jüngsten Bulletin (Juni 2023) mit. Der 1998 entdeckte Himmelskörper trägt nun offiziell die Bezeichnung "(53053) Sabinomaffeo". Der gebürtige Neapolitaner Maffeo trat 1937 in den Jesuitenorden ein und war zunächst Lehrer. 1968 bis 1973 war er Provinzial der römischen Jesuitenprovinz. Anschließend war der studierte Physiker bis zu seinem Wechsel an die vatikanische Sternwarte technischer Direktor von Radio Vatikan. An der Sternwarte war er Assistent des Direktors und Oberer der Jesuitenkommunität sowie bis zu seinem Ruhestand im Alter von 95 Jahren Historiker und Archivleiter.

Maffeo ist bereits der siebte Jesuit, nach dem in diesem Jahr ein Asteroid benannt wurde. Mit Maffeo gibt es mindestens 36 Asteroiden, die die Namen von Ordensleuten der Gesellschaft Jesu tragen. Die Jesuiten ist seit Jahrhunderten eng mit der Astronomie verbunden. Die Vatikanische Sternwarte, deren Geschichte mit dem Bau des Turms der Winde im 16. Jahrhundert begann, wurde von Anfang an von Jesuiten geleitet. Heute befindet sich das Zentrum des Instituts in Castel Gandolfo, die Forschungseinrichtungen sind seit 1981 an der Universität Arizona (USA). In Arizona betreibt die Sternwarte auch ein eigenes Observatorium auf dem Mount Graham.

Die Benennung von Asteroiden ist ein mehrstufiger Prozess. Ein neuer Himmelskörper wird registriert, wenn er von einem Beobachter an zwei aufeinanderfolgenden Nächten beobachtet wird. Die Sichtungen müssen dann dem "Minor Planet Centre" der IAU gemeldet werden, das eine provisorische Identifikationsnummer vergibt. Anschließend werden frühere Sichtungen von bislang unidentifizierten Himmelskörpern mit der neuen Sichtung abgeglichen, eventuelle Doppelungen werden zusammengeführt. Sobald aus den Daten eine genaue Umlaufbahn ermittelt werden kann, erhält der Asteroid eine permanente Nummer. Das Recht, einen Namen auszuwählen, kommt dem Forscher zu, der genügend Daten für die Berechnung des Orbits geliefert hat, also nicht notwendig dem ersten Entdecker. Der Namensvorschlag wird dann von der Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper geprüft und schließlich offiziell veröffentlicht. Namenspaten für Asteroiden sind auch zwei Päpste: Gregor XIII., der für seine Kalenderreform im 16. Jahrhundert die astronomische Forschung förderte, und Benedikt XVI. in Würdigung seiner Öffnung der vatikanischen Archive für die Wissenschaft. Außerdem gibt es Mondkrater, die nach Päpsten, Bischöfen und Heiligen benannt sind. (fxn)