Geistlicher wurde unter anderem in Sozialen Netzwerken rassistisch angefeindet

Pfarrer verteidigt "Gott ist queer"-Aussage auf Kirchentag

Veröffentlicht am 15.06.2023 um 15:09 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ "Gott ist queer", hatte Pfarrer Quinton Ceasar in seiner Abschlusspredigt des Deutschen Evangelischen Kirchentags gesagt – und wird dafür persönlich angegriffen. Er rudert aber deshalb nicht zurück – und würde seine Predigt wieder genauso halten.

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Der evangelische Pfarrer Quinton Ceasar hat seine Abschlusspredigt beim Deutschen Evangelischen Kirchentag gegen Kritik verteidigt. Er würde sie nicht nur "genauso halten", sondern sogar noch einige Dinge hinzufügen, sagte der Pfarrer aus Wiesmoor in Niedersachsen im Deutschlandfunk (Donnerstag).

Der aus Südafrika stammende Ceasar hatte am Sonntag die Predigt bei der Abschlussmesse des Kirchentags in Nürnberg gehalten. Darin sagte er unter anderem: "Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer". Für diese Äußerung wurde Ceasar vor allem in den Sozialen Medien teils beleidigend und rassistisch angefeindet.

Dass gerade diese Passage aus der Predigt heftige Reaktionen hervorrufen werde, habe ihn überrascht, sagte Ceasar. "Gott sprengt ja selber die Zweigeschlechtlichkeit in vielen Stellen der Bibel und deshalb ist es für mich kein Satz, der provozieren muss." Er habe eine Absage an patriarchale Strukturen formuliert, die Gott auf seine Rolle als Vater reduzierten.

Über unangenehme Themen sprechen

Ceasar verteidigte seine Predigt auch vor dem Hintergrund der steigenden Austrittszahlen in der Kirche. "Kirche hat eine Stimme, und es ist gut, dass Kirche auch laut wird." Über relevante und unangenehme Themen müsse gesprochen werden. Zudem habe er abseits der Anfeindungen überwiegend positive und bestätigende Nachrichten erhalten, von Menschen, die sich gehört fühlten, so der Pfarrer. "Ich denke, dass kein Teil in meiner Predigt ist, der nicht einladend ist."

Die Organisatoren des Kirchentags hatten in einer Erklärung am Mittwoch die Angriffe auf den Pfarrer verurteilt. Der Kirchentag sei ein Ort des Dialogs, in dem auch Austausch und produktiver Streit geführt werden könnten. "Unsere Gesellschaft braucht diese Form des respektvollen und offenen Austausches dringend. Umso bitterer ist es nun, mitanzusehen, wie viele Menschen unseren Schlusspredigern ebendiesen Respekt versagen", hieß es. Kirchentagspräsident Thomas de Maizière und Generalsekretärin Kristin Jahn sagten in einem Statement am Mittwochabend, sie verurteilten den Hass und die persönlichen Angriffe aufs Schärfste. Angriffe auf jene, die berechtigt Rassismus und Diskriminierung in der Kirche anprangern, entbehrten jeder Form von Anstand und Streitkultur und seien "zutiefst unchristlich". Auch die hannoversche Landeskirche, in deren Bereich Ceasars Gemeinde liegt, wies die Attacken zurück. "Über die Aussagen und Inhalte einer Predigt auch kontrovers zu diskutieren, ist legitim. Aber die Art und Weise, in der das aktuell vor allem in den digitalen Medien geschieht, lehnen wir entschieden ab", sagte ein Sprecher.

Kirchentags-Sprecherin Milena Vanini sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag, die ganze Sache sei extrem "unschön" für die drei Betroffenen, neben Ceasar sind auch Pastor Alexander Brandl und Constanze Pott einer Welle von Hasskommentaren und persönlichen Angriffen ausgesetzt. Ob es sich um eine konzertierte Aktion handelt, wollte Vanini nicht bewerten. Man gehe aber davon aus, dass die Hasskommentare größtenteils von Personen kommen, "die gar nicht selbst beim Kirchentag waren". (cph/KNA/epd)