Kardinal Woelki will nach Razzia Anzeige erstatten
Nach der Razzia in seinem Wohnhaus und in anderen Gebäuden des Erzbistums Köln will Kardinal Rainer Maria Woelki selbst Anzeige erstatten. "Was uns stört, ist nicht die Hausdurchsuchung, sondern dass die Information und der Termin offenbar an die Medien durchgestochen wurden", sagte Woelkis Anwalt Björn Gercke der Wochenzeitung "Die Zeit". Daher wolle er wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten.
Gercke sagte weiter, er gehe nicht davon aus, dass die Staatsanwaltschaft selbst die Informationen weitergegeben habe. An der Razzia waren rund 30 Polizeibeamtinnen und -beamte sowie 4 Staatsanwältinnen und -Staatsanwälte beteiligt. Gercke kritisierte das Verhalten einiger Medien. Schon eine halbe Stunde bevor die Ermittler vor der Tür des Erzbischofs aufgetaucht seien, habe dort ein Pulk von Journalisten gewartet.
Gercke: Razzia unnötig
Die Razzia selbst hält der Anwalt für unnötig: "Unseretwegen hätte man die Durchsuchung nicht machen müssen, denn wir hätten alles, was die Staatsanwaltschaft braucht, auch freiwillig herausgegeben." Weiter beklagte er, dass eine solche Durchsuchung in den Augen juristischer Laien immer eine Vorverurteilung darstelle. "Ich bin sicher, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren wieder einstellen wird", zeigte sich Gercke überzeugt.
Am Dienstag hatten Staatsanwaltschaft und Polizei mehrere Gebäude des Erzbistums und seines E-Mail-Dienstleisters durchsucht. Anlass sind Ermittlungen gegen Woelki wegen des Vorwurfs des Meineids und möglicher falscher eidesstattlicher Versicherungen. Mit den vor dem Kölner Landgericht beeideten Aussagen und den eidesstattlichen Versicherungen wehrt sich der Erzbischof gegen Berichte der "Bild"-Zeitung zu seinem Umgang mit zwei Priestern, die des Missbrauchs beschuldigt wurden. (KNA)