Kritik an Veto von vier Bischöfen zur Weiterfinanzierung des Reformprozesses

Flachsbarth: Frauenfrage ist Zukunftsfrage der katholischen Kirche

Veröffentlicht am 30.06.2023 um 11:36 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Mehr als eine halbe Million Menschen traten zuletzt aus der katholischen Kirche in Deutschland aus: KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth zeigt sich erschüttert – und glaubt, die Gründe dafür zu kennen.

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Die Beteiligung von Frauen ist nach Ansicht der Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), Maria Flachsbarth, eine der zentralen Zukunftsfragen der katholischen Kirche. "Es gibt unzählige Frauen in den Gemeinden und Orden, die der christlichen Botschaft ein Gesicht geben, die aber von der Kirche strukturell diskriminiert werden, indem sie von vielen Aufgaben und Ämtern nur aufgrund ihres Frauseins ausgeschlossen sind", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei schwer zu ertragen.

Im vergangenen Jahr sind nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Insgesamt verlor die Kirche mehr als 700.000 Mitglieder. Flachsbarth sagte, die Zahlen hätten sie erschüttert.

Menschen "verzweifeln" an ihrer Kirche

Einerseits sei es ein Trend der modernen Welt, dass Menschen nicht mehr an Gott glauben könnten. Aber es seien jetzt mehr und mehr Menschen, "die die Kirche verlassen, die glauben möchten und an ihrer Kirche verzweifeln". "Die Menschen treten aus der Kirche aus, weil sie die große Diskrepanz zwischen dem sehen, was Jesus Christus als Lehre verkündet hat, und dem, wie diese Lehre heute zum Teil gelebt wird", sagte die frühere Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium. Sie ertrügen die Unwahrhaftigkeit der Institution nicht mehr, die sexuelle Gewalt und die "völlig mangelnde" Aufarbeitung, die Diskriminierung von Frauen, von queeren Menschen und Menschen mit nicht-binärer Geschlechtsidentität.

Der Synodale Weg habe all diese Reformanliegen diskutiert und auch Beschlüsse gefasst – mit Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe, betonte Flachsbarth. Nun sehe es so aus, als würde der Reformprozess, der Synodalität in Deutschland dauerhaft etablieren soll, durch das Veto von vier Bischöfen aufgehalten. "Daran sieht man, wie überholt dieses hierarchische System in der katholischen Kirche ist", sagte sie. Es könne nicht sein, dass sich vier Bischöfe nicht an Zwei-Drittel-Mehrheiten, die nach intensivem Zuhören, Beraten und Beten entstanden seien, gebunden fühlten und alles torpedierten. "Das kann ich selbst nur schwer ertragen und viele Menschen wollen das auch nicht mehr ertragen und mit ihren Steuergeldern unterstützen und treten deshalb aus."

Flachsbarth zeigte sich trotz der Rückschläge entschlossen, der Kirche nicht den Rücken zu kehren – wie auch viele andere. "Wir werden bleiben. Wir werden immer und immer wieder diese Reformen einfordern – aus dem Geist des Evangeliums. Die unverletzliche Würde eines jeden Menschen, Männern wie Frauen, binärer wie nicht-binärer Menschen, das werden wir einfordern!", sagte sie. (epd)