Die Welt mit den Augen eines Kindes sehen
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"Die großen Leute sind entschieden sehr verwunderlich" – das stellt der kleine Prinz bei seiner Reise von Planet zu Planet fest. Die Erwachsenen interessieren sich eher für Äußerlichkeiten, für Besitz und Zahlen als für die Fragen, die im Leben wirklich wichtig sind. Sie haben keine Zeit für Träumereien und möchten am liebsten den ganzen Tag Lobreden, aber ja keine Kritik hören. Doch der kleine Prinz zeigt auf, dass unser Streben nach Anerkennung und Besitz letztlich nichts anderes ist als eine leere Hülle. Was nützt es uns, 501.622.731 Sterne zu besitzen? Was haben wir davon, der reichste und intelligenteste Mensch auf unserem Planeten zu sein? Es bringt uns nichts. All die Menschen, die der kleine Prinz auf ihren Planeten besucht, sind einsam, weil sie nach Dingen streben, die letztlich ihre tiefste Sehnsucht nicht stillen können.
Die großen Leute sind manchmal so festgefahren in ihren Gewohnheiten und Ansichten, dass sie sich nur schwer davon losreißen können. Der kleine Prinz sieht die Welt mit den Augen eines Kindes und hilft uns, den Blick auf das Wesentliche zu lenken. Kinder können uns mit ihren vielen Warum-Fragen zwar manchmal ziemlich auf die Nerven gehen, aber letztlich laden sie uns damit auch ein, die Welt mit ihren Augen zu sehen und bislang Unhinterfragtes zu hinterfragen. "Das war immer schon so!" – ist eine Antwort, die wir dann oft geben, die letztlich aber keinen Raum lässt für Wachstum und Veränderung.
Der heilige Benedikt fordert in seiner Regel ganz dezidiert, dass der Abt vor wichtigen Entscheidungen die ganze Gemeinschaft, also auch die jüngeren Brüder, zur Beratung hinzuziehen solle, weil der Herr "oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist" (RB 3,3). Damit schafft er einen guten Schutz vor Betriebsblindheit, vor einer Haltung des "Das war schon immer so!".
Mit dieser Ansicht fährt Benedikt eine ganz ähnliche Schiene wie Jesus selbst: Jesus preist im heutigen Evangelium seinen Vater dafür, dass er den Unmündigen Dinge offenbart hat, die den Weisen und Klugen verborgen bleiben. Wir müssen keine studierten Theologen sein, um seine Botschaft zu verstehen. Es heißt, sie mit der Einfachheit des Herzens anzunehmen und nach ihr zu leben. Jesus ist dabei ein sehr praktischer und anschaulicher Lehrmeister: Er lebt uns vor, wovon er spricht, und gibt uns mit seinem ganzen Leben ein Beispiel zur Konkretisierung. Lernt von mir… ahmt mich nach, folgt mir nach und ihr werdet das Leben in Fülle und Ruhe für eure Seele finden. Es geht nicht darum, einsam an der Spitze zu stehen, sondern gemeinsam auf dem Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe unterwegs zu sein. Und dann wird man die Erfahrung machen, die auch dem kleinen Prinzen geschenkt wurde: Man sieht nur mit dem Herzen gut…
Herr, lass mich deine Welt sehen mit den Augen eines Kindes. Lass mich staunen über die Wunder deiner Schöpfung. Lass mich am Weg immer wieder stehenblieben und genauer hinschauen. Lass mich gelegentlich Dinge hinterfragen, die im Laufe der Zeit so selbstverständlich geworden sind. Lass mich die kleinen Dinge des Alltags bewusst wahrnehmen, die sonst so leicht übersehen werden. Herr, lass mich deine Welt sehen mit den Augen eines Kindes.
Evangelium nach Matthäus (Mt 11,25–30)
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.