Vatikansprecher Bruni: Keine Verletzung des Beichtgeheimnisses

Neue Spannungen zwischen Familie und Vatikan im Fall Orlandi

Veröffentlicht am 13.07.2023 um 14:14 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Vatikanstadt ‐ Im Fall Emanuela Orlandi wird die "Onkel-Spur" wieder aufgegriffen. Dabei geht es auch um einen Hinweis des Beichtvaters der Familie. Diese wirft dem Vatikan nun vor, von sich abzulenken – Sprecher Bruni sah sich zu einem Statement veranlasst.

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Im Fall der vor 40 Jahren verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi gibt es neue Spannungen zwischen ihrer Familie und dem Vatikan. Anlass sind Berichte über eine Untersuchung, die der vatikanische Staatsanwalt den italienischen Behörden übermittelt hat. Darin geht es um den Verdacht, dass ein inzwischen verstorbener Onkel der Gesuchten einige Stunden nach dem Verschwinden mit ihr gesehen worden sein soll. Zudem soll der Onkel eine ältere Schwester von Emanuela verbal belästigt haben.

Dieses Verhalten sei dem Beichtvater der Familie, einem Geistlichen aus Kolumbien, zu Ohren gekommen, der wiederum dem damaligen Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli (1914-1998) darüber in einem Brief berichtete. Dass diese "Onkel-Spur" in dem ungeklärten Fall jetzt erneut aufgegriffen wurde, hatte der italienische Fernsehsender "La Sette" berichtet.

Bruder: Vatikan richtet Verdacht auf Familie

Daraufhin hatten der Bruder der Verschwundenen, Pietro Orlandi, den Vatikan in einer Pressekonferenz beschuldigt, er richte den Verdacht auf die Familie Orlandi, um von eigener Schuld abzulenken. Außerdem behauptete Orlandi, das Beichtgeheimnis sei durch dieses Vorgehen verletzt worden.

Daraufhin sah sich Vatikan-Pressesprecher Matteo Bruni veranlasst, in einer am Mittwochabend veröffentlichten Erklärung zu betonen, dass die vatikanische Staatsanwaltschaft mit den italienischen Behörden kooperiere. Man habe die Unterlagen strikt vertraulich weitergeleitet.

Der Vatikan wolle ebenso wie die Familie Orlandi, dass die Wahrheit über das Geschehene ans Tageslicht komme; deshalb sei es wünschenswert, dass in alle Richtungen ermittelt werde, betonte Bruni. Zu den Medienberichten über den Verdacht gegen den Onkel und die Korrespondenz zwischen Casaroli und dem Beichtvater der Familie heißt es in der Erklärung, die betreffende Korrespondenz enthalte den ausdrücklichen Hinweis, dass das Beichtgeheimnis in keiner Form verletzt worden sei. (KNA)