Nach 400 Jahren: Jesuiten verlassen Linz

Nach über 400 Jahren verlassen die Jesuiten Ende Juli das österreichische Linz. Grund sei unter anderem fehlender Nachwuchs, sagte Provinzial Bernhard Bürgler der Zeitung "Kurier" (Sonntag). "Wir werden weniger und wir werden älter. Von daher müssen wir uns konzentrieren", so der Pater. "Der Abschied von Linz ist sehr schmerzlich." Der Jesuitenorden wirkt seit 1600 in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Zudem sei es kein vollständiger Bruch mit Linz, da der Orden weiterhin das örtliche Aloisianum betreibe, eine Netzwerkschule im Verband der Jesuitenschulen in Österreich und Deutschland.
Künftig wolle sich der Jesuitenorden auf die Themen Gerechtigkeit, Jugend und Klimaschutz konzentrieren, hieß es. Bürgler verwies auf Pater Jörg Alt, bekanntester Vertreter der Jesuiten im deutschsprachigen Raum beim Thema Klimaschutz, der auch an Protesten der Klimaaktivisten "Letzten Generation" teilnahm und gegen den deswegen ein Strafprozess eingeleitet wurde. "Ich trage das mit als eine Form des Engagements", kommentierte Bürger. "Es ist mir natürlich wichtig, dass das gewaltlos ist und nichts und niemanden beschädigt." Im Orden gebe es unterschiedliche Zugänge und Methoden zum Klimaprotest, sagte der Provinzial.
Man merke Franziskus das "Jesuitische" an
Die Zentraleuropäische Provinz umfasst 384 Jesuiten in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Litauen-Lettland, die Zentrale ist in München. Den Mitgliederrückgang erklärte Bürgler mit der Krise der Kirche. Es gebe zwar Menschen, die sich gerne engagierten und die Spiritualität der Jesuiten schätzten, sich aber nicht lebenslang binden wollen würden. Auch die Gelübde Armut, Ehelosigkeit, Keuschheit und Gehorsam zu leben, sei für Jüngere möglicherweise schwieriger als früher. Mit Blick auf Interessierte wurden in Frankfurt am Main und Innsbruck "Zukunftswerkstätten" gegründet für junge Erwachsene auf der Suche.
Über Franziskus, den ersten Jesuiten der Kirchengeschichte im Papstamt, sagte Bürgler, man merke ihm das "Jesuitische" an. Zugleich sei er nicht der Reformer und "in theologischen Positionen nicht so fortschrittlich, wie man zuerst gedacht hat oder wie man ihn gerne hätte". Vieles könne der Papst aber auch nicht sofort umsetzen, da die Kirche bunter sei, als von außen wahrgenommen. "Natürlich hat er auch mit viel Widerstand zu kämpfen, in Rom und darüber hinaus. Das bremst alles." (KNA)