"Homosexualität gilt nicht nur im Islam als Sünde"

Queerbeauftragter: Auch Kirche Schuld an Anfeindungen

Veröffentlicht am 19.07.2023 um 11:55 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ "So wie mich hier in Berlin viele Muslime ablehnen könnten, tun es in Rom mindestens genauso viele Katholiken", kritisierte der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano. Auch von seinen katholischen Eltern habe er zunächst Ablehnung erfahren.

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Die katholische Kirche trägt aus Sicht des ersten Berliner Queerbeauftragten Alfonso Pantisano eine Mitverantwortung für Anfeindungen gegen trans- und homosexuelle Personen. "Homosexualität gilt nicht nur im Islam als Sünde, sondern mindestens genauso in der katholischen Kirche", sagte der SPD-Politiker im Interview der "Welt" (Mittwoch). Dafür verwies er etwa auf Äußerungen des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. gegen homosexuelle Menschen.

Auch, dass er selbst nach seinem Coming-out als homosexuell von seinen italienischstämmigen Eltern vor die Tür gesetzt worden war, führt er auf deren Bindung zur katholischen Kirche zurück. "Meine Eltern hätten mir niemals diese seelische Gewalt angetan, wenn sie nicht ihr Jesus-Kreuz auf dem Nachttisch gehabt hätten", betonte Pantisano. Erst 17 Jahre später hätten seine Eltern ihn und seinen Partner zum ersten Mal zu Weihnachten eingeladen.

Der Queerbeauftragte warnte davor, LGBTQ-Feindlichkeit nur jungen Männern aus muslimisch-migrantischen Familien zuzuschreiben. "Das spezifische Problem sind Religionen, in denen es angebliche Sünder gibt, die ausgegrenzt oder gar vernichtet werden müssen", so Pantisano. "So wie mich hier in Berlin viele Muslime ablehnen könnten, tun es in Rom mindestens genauso viele Katholiken." Dennoch merke er auch selbst, dass es gerade in der Bundeshauptstadt ein Problem mit Queerfeindlichkeit gebe. "Sichtbarkeit bedeutet für unsere Communitys leider auch immer Gefahr", betonte der Politiker. (KNA)