Nach Benedikt XVI. sei der Geist der Tradition nicht mehr einzuschränken

Mosebach kritisiert Papst Franziskus und Einschränkung der Liturgie

Veröffentlicht am 20.07.2023 um 11:02 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Martin Mosebach gilt als scharfer Kritiker von Papst Franziskus und der Liturgiereform. Sein Buch "Häresie der Formlosigkeit" rechnet mit der nachkonziliaren Liturgie ab. Nun äußerte er sich zur Amtsführung des Papstes und zum Erbe Benedikts XVI.

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Martin Mosebach hat die Amtsführung von Papst Franziskus kritisiert. Der Papst müsse die "zweitausendjährige Tradition gegen die jeweilige Gegenwart" verteidigen, sagte der Schriftsteller der Neuen Züricher Zeitung (Donnerstag). Diese Rolle wolle Franziskus jedoch nicht wahrnehmen, so Mosebach. Orthodoxie sei für den Pontifex eine Last "und nicht die erprobte Überlebensgarantie der Kirche". Von ihm bekomme der amtierende Papst "sehr schlechte Noten".

Mosebach kritisierte zudem die Einschränkungen der traditionellen Messe durch den Papst. "Er hat den Bischöfen das Recht gegeben, die alte Liturgie dort, wo sie gefeiert wird, zu verbieten. Er hat ihnen aber nicht das Recht gegeben, sie zuzulassen", sagte Mosebach. Damit habe der Papst die Entscheidungsgewalt der Bischöfe stark eingeschränkt, während er sonst viele Entscheidungen an die Bischöfe delegiere. "Sein Dictatus Papae kommt aber zu spät, weil sich der Geist der Tradition nicht mehr in die Flasche zurückbringen lässt. Die Tradition ist unter Benedikt XVI. so gewachsen, dass er ihr Verbot gar nicht mehr durchsetzen kann", fügte Mosebach hinzu.

Papst Franziskus veröffentlichte 2021 das Motu proprio "Traditionis custodes" ("Wächter der Tradition"). Darin legte er fest, dass es jedem Diözesanbischof obliegt, die liturgischen Feiern seiner Diözese zu regulieren und es in seiner alleinigen Zuständigkeit liegt, die Feier der Messe in ihrer außerordentlichen Form zuzulassen. Damit schränkte der Papst den von seinem Vorgänger Benedikt XVI. mit dem Motu proprio "Summorum Pontificum" (2007) erleichterten Zugang zur Feier der Messe nach den Messbüchern vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) deutlich ein.

"Religion ist kein Sportfest"

Der Schriftsteller äußerte sich zudem kritisch zu Reformvorschlägen in der Kirche: "Es handelt sich doch um eine Religion, nicht um ein Sportfest", sagte er der NZZ. Die Kirche sei ein Kosmos, den kennenzulernen ein Leben nicht ausreiche. "Die katholische Religion ist wahrscheinlich die komplizierteste von allen." Seit dem Konzil sei der Religionsunterricht "verkommen". Wer heute austrete, wisse nicht einmal, dass er die Taufe nicht mehr loswerde.

Mosebach gilt als scharfer Kritiker von Papst Franziskus und der Liturgiereform. Bekannt wurde sein Buch "Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind", in dem er die Liturgiereform infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) heftig kritisierte und eine Rückkehr zur sogenannten Tridentinischen Messe forderte. In einem Interview im Jahr 2019 verglich er die Inszenierung der Auftritte von Papst Franziskus mit denen von Adolf Hitler und Josef Stalin. (ben)