Glück-wunsch, Alois!
Als der oberbayerische Katholik die Führung beim ZdK im Herbst 2009 übernahm, tat er dies nach eigenen Worten "schweren Herzens". Der Abschied von der Politik nach einer langen Karriere als Abgeordneter, Staatssekretär, Fraktionschef und bayerischer Landtagspräsident war gerade vollzogen, endlich wollte er mehr Zeit für seine Familie haben. Doch dann wurde ihm der ehrenamtliche ZdK-Vorsitz so massiv angetragen, dass sich Glück nicht zu entziehen vermochte.
Der passionierte Bergwachtler war als Nothelfer gefordert, nachdem sich der organisierte Katholizismus in Deutschland und die Bischöfe durch Polarisierungen auf beiden Seiten in eine Krise manövriert hatten. Dabei gab es ausgerechnet im Episkopat seiner bayerischen Heimat zunächst Vorbehalte gegen Glück - wegen seines Engagements für den kirchenoffiziell beargwöhnten Schwangerenberatungsverein "Donum Vitae".
Amtszeit voller schwerer Krisen
Schwere Krisen begleiteten den ZdK-Präsidenten auch weiter. In die Vorbereitungen zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München platzten der Missbrauchsskandal und die Affäre um den Augsburger Bischof Walter Mixa. In den vergangenen beiden Jahren machten den deutschen Katholiken die Debatte um das aus dem Ruder gelaufene Bauprojekt auf dem Limburger Domberg, die Transparenz von Kirchenfinanzen und Massenaustritte zu schaffen.
Als ehemals "wandelnder Vermittlungsausschuss" der CSU konnte Glück in dieser Lage seine Erfahrungen in politischer Kommunikation zur Geltung bringen. Als die Missbrauchs-Diskussion monatelang die Schlagzeilen beherrschte, wich er keiner Interviewanfrage aus und hielt so den Bischöfen den Rücken frei. Im Dialogprozess, den die Deutsche Bischofskonferenz daraufhin anstieß, um den Glaubwürdigkeitsverlust wettzumachen, setzte er eigene Akzente.
Glück kann Klartext reden, ohne zuzuspitzen. Nie hat man bei ihm das Gefühl, dass sich da einer wichtig machen will oder nur auf einen schnellen Effekt aus ist. Mit seinem bedächtigen Auftreten hat er sich auch Respekt bei denen erworben, die ihm zunächst skeptisch gegenüberstanden. Die gemeinsame Konferenz von ZdK und Bischöfen war nach dem Urteil von Insidern "so gut wie tot". Mit Alois Glück ist in diese Gespräche dem Vernehmen nach spürbar Bewegung hineingekommen.
In seiner verbleibenden Amtszeit hat der ZdK-Präsident noch einiges vor. In diesem Jahr endet der Dialogprozess offiziell. Nun kommt es darauf an, Ergebnisse zu sichern und die gewonnene neue Gesprächskultur zu verstetigen. Glück wird darauf bestehen, dass es nicht bei unverbindlichen Absichtsbekundungen bleibt.
Alte Wunde "Donum Vitae"
Und dann ist da noch die alte Wunde "Donum Vitae", die Glück unbedingt noch bis Herbst schließen will. Katholiken, die für den Verein arbeiten, dürften nicht länger in der Kirche diskriminiert werden, findet er und weiß sich in dieser Absicht vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bestärkt.
Beim Regensburger Katholikentag gab es 2014 nach ebenso zähen wie sensibel geführten Verhandlungen zwischen dem Gastgeberbistum und dem ZdK als Veranstalter erstmals einen öffentlichen Disput von "Donum Vitae"-Unterstützern und -Kritikern. Man sprach miteinander statt wie bisher übereinander. Trotz mancher Hakelei stellten beide Seiten im Anschluss fest, dass beim Lebensschutz im Grundsatz weitgehende Einigkeit besteht.
Von Christoph Renzikowski (KNA)