Er habe bei seinen Taten eine Waffe und eine Bibel mit sich geführt

Italien liefert "Diktatur-Priester" an Argentinien aus

Veröffentlicht am 04.08.2023 um 15:16 Uhr – Lesedauer: 

Buenos Aires ‐ Während der Militärdiktatur in Argentinien wurden zahlreiche Menschen verschleppt und gefoltert. Auch ein ehemaliger Militärseelsorger soll daran beteiligt gewesen sein. 2011 war er nach Italien geflohen – nun wird er ausgeliefert.

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Italiens Justizminister Carlo Nordio hat laut argentinischen Medienberichten (Donnerstag Ortszeit) einen Auslieferungsantrag für den katholischen Geistlichen Franco Reverberi unterzeichnet. Der 85-Jährige soll in Argentinien wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Militärdiktatur (1976-1983) vor Gericht gestellt werden.

Die argentinische Justiz wirft dem ehemaligen Militärseelsorger vor, bei Folterungen von politischen Gefangenen in der als "La Departamental" bekannten geheimen Haftanstalt in Mendoza dabei gewesen zu sein. Er soll bei den Taten bewaffnet gewesen sein und eine Bibel mit sich geführt haben.

Rund 30.000 Menschen verschwanden

Der Priester war 2011 nach Italien geflohen, als ihn die Staatsanwaltschaft zu den Vorwürfen vernehmen wollte. In Italien erklärte Reverberi, es sei ihm aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich, persönlich in Argentinien zu erscheinen. Medizinische Untersuchungen widerlegten dies allerdings.

Während der Militärherrschaft in Argentinien verschwanden rund 30.000 Menschen – verschleppt in landesweit rund 500 Folterzentren, viele getötet, zum Beispiel mit dem Flugzeug über dem Meer abgeworfen. Verantwortlich waren Polizei und Armeeangehörige. Etliche politisch linksgerichtete Kirchenvertreter gerieten ebenfalls ins Visier von staatlich beauftragten Mördern. (KNA)