Nach Apostolischer Visitation: Klosterneuburg hat neuen Propst
Das österreichische Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg hat einen neuen Propst. "Am Montag den 14. August 2023 wurde der Augustiner-Chorherr Anton Höslinger von seinen Mitbrüdern zum 67. Propst des Stiftes Klosterneuburg gewählt", teilten die Stiftsherren am Montag auf ihrer Internetseite mit. Damit endet für das Stift Klosterneuburg eine Übergangsphase: Seit 2020 leiteten der ehemalige Sekretär von Kardinal Ratzinger, Josef Clemens, und der emeritierte Propst des Chorherrenstifts Herzogenburg, Maximilian Fürnsinn, das Stift in der Nähe Wiens.
Im November 2020 wurde Josef Clemens zum Apostolischen Delegaten des Chorherrenstiftes ernannt. Er sollte feststellen, ob gegen den ehemaligen Propst des Stiftes, Bernhard Backovsky, erhobene Vorwürfe einer nicht angemessenen Amtsführung zutreffen. Hintergründe der Vorwürfe waren Missbrauchsfälle im Kontext der Stiftsgemeinschaft und der Umgang des Propstes mit diesen. Clemens gab eine kirchenrechtliche Untersuchung in Auftrag, die Versäumnisse der Stiftsleitung benannte und zu einer kirchenrechtlichen Ermahnung führte.
In Folge der Untersuchung habe sich die Stiftsgemeinschaft neu ausgerichtet, teilte das Stift nun mit. Seit Herbst 2021 hätten alle Mitarbeitenden des Stifts sowie die Chorherren Präventionsschulungen absolviert, die in regelmäßigen Abständen mit unterschiedlichen Inhalten weiter stattfänden. Zudem habe man das Ausbildungsprogramm für das Noviziat überarbeitet.
Das Stift und der neue Propst
Anton Wolfgang Höslinger wurde am 5. Januar 1970 in Klosterneuburg geboren und trat im August 1989 in das Stift ein. Er wurde 1998 zum Priester geweiht. Nach Stationen in Gemeinen, war er von 2005 bis 2016 Novizenmeister und Klerikerdirektor des Stiftes. Im Mai 2016 wurde Anton Höslinger zum Assistenten des Stiftskämmerers berufen. Seit Dezember 2021 war er interimistischer Kämmerer.
Das Stift Klosterneuburg wurde im 12. Jahrhundert vom heiligen Leopold gegründet. Die Chorherren betreuen 27 Pfarren in Österreich, Norwegen und den USA. Das Stift zählt 39 Chorherren und ist das größte der 6 Chorherrenstifte der Österreichischen Kongregation, deren Sekretär Höslinger seit 2002 war. Von weltkirchlich bedeutsamen Einfluss war das Wirken des Klosterneuburger Chorherren Pius Parsch, dessen volksliturgische Bewegung nach dem Ersten Weltkrieg wesentliche Impulse zur liturgischen Erneuerung in der katholischen Kirche im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil gegeben hat.
Die Augustiner-Chorherren sind ein römisch-katholischer Orden, dessen Struktur und Organisation eine Besonderheit in der Kirche darstellen. Die Österreichische Augustiner-Chorherren-Kongregation, die aus sechs eigenständigen Stiften besteht und im Jahr 1907 gegründet wurde, besteht aus Stiften "eigenen Rechtes". Das bedeutet, dass jedes Kloster eine autonome Einheit bildet und von einem gewählten Propst geleitet wird. (ben)