Umgang mit antijüdischen Darstellungen in Kathedrale immer wieder thematisiert

Kölner Dom soll Kunstwerk zu jüdisch-christlichem Verhältnis erhalten

Veröffentlicht am 15.08.2023 um 20:09 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ In Stein gegossener Antisemitismus: In vielen Kirchen sind bis heute antijüdische Darstellungen zu sehen – auch im Kölner Dom. Dort soll es nun ein neues Kunstwerk geben, das das heutige Verhältnis zwischen Juden und Christen thematisiert.

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Der Kölner Dom könnte bald um ein Kunstwerk reicher sein: Es soll das heutige Verhältnis von Juden und Christen thematisieren. Der Gewinner eines dafür ausgeschriebenen internationalen Kunstwettbewerbs werde voraussichtlich im Oktober 2024 bekanntgegeben, erklärte das Domkapitel am Dienstag in Köln vor Journalisten. Für den Wettbewerb stellt das Gremium, das Hausherr des Doms ist, zunächst 500.000 Euro zur Verfügung. Er wird von einem interreligiösen Arbeitskreis begleitet.

Wie in vielen Kirchen finden sich auch im Kölner Dom Darstellungen, die Juden diffamieren. Der Umgang damit wird immer wieder diskutiert. Davon zeugte zuletzt der Streit um eine Schmähplastik an der Außenfassade der Stadtkirche in Wittenberg. Auch innerhalb der Kölner Synagogengemeinde gebe es unterschiedliche Meinungen, sagte Vorstand Abraham Lehrer. Manche forderten, die Darstellungen zu entfernen, andere, sie zu kontextualisieren.

"Der Dom gehört uns Katholiken nicht alleine"

Der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser, als Bischofsvikar zuständig für den interreligiösen Dialog, stimmte für eine kritische Kontextualisierung. Die Darstellungen könnten nicht einfach so stehen bleiben, weil sie bis heute schmähten und verletzten. Auch die Begleitung durch den interreligiösen Arbeitskreis sei wichtig: "Der Dom gehört uns Katholiken nicht alleine."

Das neue Kunstwerk soll "im Bewusstsein der christlich-jüdischen Geschichte" den Blick auf Gegenwart und Zukunft richten, heißt es in der Ausschreibung. Den Kunstschaffenden solle bei den Vorschlägen möglichst viel Freiraum gelassen werden. Weder den räumlichen Gegebenheiten, den Ausmaßen noch den gewählten Medien würden grundsätzliche Grenzen gesetzt. Allerdings müssten der Denkmalschutz und der Dom als Gotteshaus respektiert werden. Als Ort für das Kunstwerk könne sich das nördliche Querhaus anbieten.

Bild: ©KNA/Rudolf Wichert

Die antijüdischen Darstellungen im Dom könnten nicht einfach so stehen bleiben, weil sie bis heute schmähten und verletzten, betont Weihbischof Rolf Steinhäuser.

Der Umgang mit den antijüdischen Darstellungen im Dom – etwa am Chorgestühl und auf Fensterbildern – ist in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert worden, so zuletzt etwa in einer Ausstellung. Bereits vor knapp drei Jahren kündigte Steinhäuser einen Wettbewerb an – im Rahmen des Festjahres "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland".

Die Teilnahme an dem mehrstufigen Wettbewerb ist nur auf Einladung möglich. Zunächst konnten acht Personen, die sich in der internationalen gegenwärtigen Kunstszene auskennen, jeweils zwei Kunstschaffende vorschlagen. Diese sollen Ende Oktober zur Teilnahme aufgefordert werden und bis Mitte März einen ersten Entwurf einreichen. Vier Kunstschaffende sollen anschließend ihre Idee vertieft ausarbeiten.

In der Jury sitzen unter anderem Weihbischof Rolf Steinhäuser, der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, Abraham Lehrer, der Jerusalemer Rabbiner Jehoshua Ahrens, der Religionshistoriker Reinhard Hoeps, der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich, der Direktor des Museum Ludwig Köln, Yilmaz Dziewior und der Leiter des Kolumba Kunstmuseums des Erzbistums, Stefan Kraus. Über die endgültige Auftragsvergabe entscheidet das Domkapitel. (KNA)