Bischof Wilmer will neue Formen und Wege des Christseins fördern
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer ruft die Gläubigen in seiner Diözese dazu auf, neue Formen und Wege des Christseins auszuprobieren. Positive Ansätze und Initiativen, die die Kraft christlicher Solidarität und Gemeinschaft zum Ausdruck bringen, werde das Bistum engagiert fördern, kündigte der Bischof in seinem Hirtenbrief zu Mariä Himmelfahrt an. "Wir werden in Zukunft vielleicht nicht flächendeckend unterwegs sein, aber überzeugend und glaubwürdig an all den Orten, wo Menschen aus ihrer Hoffnungs- und Glaubenskraft handeln und Gesellschaft und Kirche gestalten", heißt es in dem Bischofswort, das am Wochenende in den Gottesdiensten verlesen wird: "Neue Segensorte entstehen, wenn wir es wollen und anpacken." Dass man sich auch von Liebgewonnenen verabschieden müsse, dürfe Christen nicht schrecken: "Zugleich entsteht Neues und Unerwartetes."
Die Kirche sieht Wilmer derzeit in einer schwierigen Situation mit gewaltigen Herausforderungen. "Für die heutige Lage sind wir leider Gottes zu einem großen Teil selbst verantwortlich: Wir haben in unserer Kirche unzählige Verbrechen gegen junge und schutzbefohlene Menschen über Jahrzehnte nicht nur zugelassen, sondern diese auch noch gedeckt. Wir haben die Betroffenen viel zu lange allein gelassen mit ihrem Leid." Das Bistum habe daraus gelernt und gehe in der Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt weiter voran. Das könne aber nicht verhindern, dass sich das jahrelange Versagen der Kirche bei diesem Thema heute in einem riesigen Vertrauensverlust gegenüber der Institution niederschlage.
Vielen gingen Reformbemühungen nicht schnell genug. Die hohen Austrittszahlen und eine zunehmende Entfremdung vieler Menschen von der Tradition des Glaubens zerre "an einer gewohnten Gestalt des Glaubens und der Kirche, die künftig mit weniger Geld und einer geringer werdenden Anzahl an Seelsorgerinnen und Seelsorgern auskommen muss", so Wilmer weiter. Das bedeute aber nicht, dass die Kirche ein hoffnungsloser Fall sei und heute "die letzte Generation von Christinnen und Christen in Deutschland" lebe. Wie Maria sich voll und ganz auf Gott verlassen habe, gelte es nun, in dieser Zuversicht die Zukunft der Kirche zu gestalten, betonte der Bischof. (fxn)