Jesuitengeneral verurteilt Schließung von Universität in Nicaragua
Der Generalobere der Jesuiten, Pater Arturo Sosa, hat die Schließung der Universität seines Ordens in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua und die Konfiszierung des Vermögens der Hochschule scharf verurteilt. Die Anschuldigungen gegen die Zentralamerikanische Universität (UCA) seien "komplett falsch und ohne Fundament", schreibt Sosa in einem Brief an den Provinzial der Zentralamerikanischen Provinz der Jesuiten, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Das Vorgehen der Regierung von Präsident Daniel Ortega sei ungerecht, so der Jesuitengeneral. Man habe den Verantwortlichen der Universität und des Ordens das "Recht auf die legitime Verteidigung" ihrer Interessen verweigert. "Ein gerechtes Verfahren – vor einer unparteiischen Justiz – würde den Plan, den die Regierung verfolgt, ans Licht bringen."
Am Dienstagabend (Ortszeit) hatte ein Gericht in Managua die Konfiszierung der Immobilien und des Vermögens der UCA angeordnet. Als Begründung wurde angeführt, die Hochschule sei ein "Zentrum des Terrorismus". Die Studentenproteste im Jahr 2018 gegen die Politik der Regierung Ortegas gingen in einem großen Maße von der UCA aus. Der linksgerichtete Machthaber Ortega und seine Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo hatten die UCA und andere kirchliche Einrichtungen sowie Würdenträger seitdem immer wieder Schikanen und Repressalien bis hin zur Exilierung und Gefängnisaufenthalt ausgesetzt.
Das Ziel dieser Politik des nicaraguanischen Präsidenten sei es, die Kirche und weitere Akteure der Zivilgesellschaft sowie ihre Institutionen "zu ersticken, zu schließen und sich anzueignen", schreibt Sosa weiter. Die betroffene Jesuitenprovinz versicherte er seiner Solidarität und Unterstützung. Er habe die Hoffnung, "dass sich Wege des Dialogs öffneten auf der Grundlage von Wahrheit, Freiheit und dem Recht auf eine qualitativ hochwertige Erziehung", so der Jesuitengeneral. Die Regierung von Ortega steht in der Tradition des Sandinismus, einer linksgerichteten Bewegung in Nicaragua mit einem breiten politischen Spektrum vom Marxismus bis hin zur Befreiungstheologie. Den bisherigen Höhepunkt der langjährigen antikirchlichen Politik des Präsidenten bildet die Verurteilung des regierungskritischen Bischofs Rolando Álvarez zu 26 Jahren Haft im Februar. Zuvor hatte sich Álvarez geweigert, das Land zu verlassen. Papst Franziskus hatte vor kurzem in einem Interview bestätigt, dass die Kirche mit der Ortega-Regierung über die Freilassung des Oberhirten verhandle. (rom)
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