Stabwechsel in Köln
Am Mittwoch hatte Heße noch das Vermögen der reichsten deutschen Diözese offen- und damit eine Premiere hingelegt. Die Bilanzsumme von rund 3,4 Milliarden Euro wirft ein Schlaglicht darauf, welche Verantwortung auf seinen Nachfolger wartet.
Der in Rhede (Münsterland) geborene und in Bergisch Gladbach aufgewachsene Meiering war Kaplan in Düsseldorf, Neuss und Köln, bevor er 2006 Stadtjugendseelsorger in Köln wurde. Als Präses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Domstadt war der 45-Jährige wesentlich an der Aktion "Nikolaus komm in unser Haus" beteiligt, die das christliche Profil des Heiligen gegenüber dem Weihnachtsmann-Image hervorhebt.
Woelki hat keinen Mann aus "dem Apparat" gewählt
Kardinal Rainer Maria Woelki hat keinen Mann aus dem Apparat für die Führungsaufgabe ausgewählt, sondern einen Geistlichen von außen und von der Seelsorge-Basis. Er habe "17 Jahre lang Jugendseelsorge gemacht und ein paar Aufgaben dazu", betont Meiering. "Ich muss ja erst einmal Generalvikar lernen."
Organisatorische Fähigkeiten hat Meiering beim Aufbau des Jugendpastoralen Zentrums "Crux" in der Kölner Südstadt erworben. Von dieser Tätigkeit her weiß der Theologe, dem ein kommunikativer Führungsstil nachgesagt wird, wie die junge Generation tickt. Darüber hinaus kennt er sich aber auch in einem ganz anderen Bereich aus: Außer Theologie studierte er Kunstgeschichte. Seine Dissertation befasste sich mit dem von Christo verhüllten Reichstag und Parallelen in der Kirche. Auch zur Musik hat Meiering, der im Domchor mitgesungen hat, eine besondere Beziehung. An der Hochschule für Musik und Tanz in Köln geht er einem Lehrauftrag für Theologische Grundlagen/Liturgik im Fach Katholische Kirchenmusik nach.
Heße war mehr als nur Generalvikar
Heße soll am 14. März in Hamburg die Bischofsweihe empfangen und in sein Amt eingeführt werden. Nicht nur als Generalvikar hat er viel Erfahrung in der Leitung eines Bistums gesammelt. Nach dem Rücktritt von Kardinal Joachim Meisner als Erzbischof im vorigen Jahr vertraute ihm das Domkapitel die Übergangsverwaltung an.
Knapp drei Jahre stand der Geistliche mit Dreitagebart an der Spitze der Bistumsverwaltung. Davor war Heße bereits sechs Jahre lang stellvertretender Generalvikar und Personal-Chef. Nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle fiel es in seine Verantwortung, die Präventionsarbeit aufzubauen.
Als der Finanzskandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die katholische Kirche erschütterte, antwortete Heße mit einer Transparenz-Initiative. Zunächst ließ er den Immobilienbesitz der reichsten deutschen Diözese berechnen, um im vorigen Jahr mit der dreistelligen Millionenzahl an die Öffentlichkeit zu gehen. Nun präsentierte der Verwaltungsexperte einen nach dem Handelsgesetzbuch testierten vollständigen Jahresabschluss und lüftete das lange gehütete Geheimnis über das Gesamtvermögen. Man darf davon ausgehen, dass es auch in Hamburg in nicht mehr allzu langer Zeit eine ähnliche Pressekonferenz geben wird.
Von Andreas Otto (KNA)