Die Bischöfe haben ihre Frühjahrs-Vollversammlung in Hildesheim beendet

Familie, Finanzen, Flüchtlinge

Veröffentlicht am 26.02.2015 um 00:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Familie, Finanzen, Flüchtlinge
Bild: © KNA
Vollversammlung

Hildesheim ‐ Nach vier Tagen ist am Donnerstagnachmittag in Hildesheim die Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zu Ende gegangen. Bei einem Pressegespräch stellte der Vorsitzende der Konferenz, der Münchener Kardinal Reinhard Marx, die Resultate der Tagung vor. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Ergebnisse:

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Bischofssynode

Zentrales Thema der Beratungen der 66 Bischöfe und Weihbischöfe war die bevorstehende Bischofssynode im Oktober im Vatikan. Neben einem Rückblick auf die Synode vom vergangenen Herbst diskutierten die Teilnehmer in Hildesheim vor allem über das vom Vatikan veröffentlichte Vorbereitungsdokument für das kommende Bischofstreffen, die so genannten Lineamenta. Dabei lag der Fokus nach Angaben von Kardinal Marx auf der Wahrnehmung der Familie "als unverzichtbarem Subjekt der Evangelisierung". Den Bischöfen gehe es - auch mit Blick auf den Ende Januar veröffentlichten Fragebogen - darum, "trotz aller strittigen Fragen den Blick zu weiten und die Verkündigung des Evangeliums der Familie zu erneuern".

Neben den inhaltlichen Debatten wurden in Hildesheim auch die drei deutschen Delegierten für die Bischofssynode gewählt. Neben Kardinal Marx wird die Deutsche Bischofskonferenz bei den Beratungen vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan durch Familienbischof Heiner Koch und Bischof Franz-Josef Bode, den Vorsitzenden der Pastoralkommission, vertreten sein. Zu Stellvertretern wurden Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Wilfried Theising aus Münster gewählt.

Marx wies noch einmal darauf hin, dass alle Gläubigen in Deutschland noch bis Mitte März die Möglichkeit haben, den Fragebogen der Lineamenta auszufüllen und an ihre Bistümer zu schicken. Danach wird die Bischofskonferenz die eingegangenen Antworten sichten und in einem Gesamtdokument zusammenfassen, das bis zum 15. April an den Vatikan übermittelt werden muss.

Transparenz in finanziellen Angelegenheiten

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki informierte die Vollversammlung über den in der vergangenen Woche veröffentlichten Finanzbericht des Erzbistums Köln. Kardinal Marx bestätigte in diesem Zusammenhang, dass alle deutschen Bistümer bis zum Jahr 2016 nach anerkannten Standards über den Stand ihres Vermögens informieren "wollen und werden". Dieser Entschluss war bereits im vergangenen Jahr von der Bischofskonferenz beschlossen worden, "um dem gewachsenen Bedürfnis der Gläubigen und der Gesellschaft nach mehr Transparenz in Vermögensfragen Rechnung zu tragen", sagte Marx.

Der Kardinal wies zugleich darauf hin, dass die Diözesen auf diesem Weg bereits jetzt "ein ganzes Stück vorangekommen" seien. Mehr als die Hälfte der Bistümer hat bereits Einblick in ihre finanziellen Angelegenheiten gegeben. "Dabei wird das gemeinsame, uns leitende Prinzip erkennbar: Finanzierung bedeutet für uns eine nachhaltige Verantwortung. So stellen wir sicher, dass wir unsere Aufgaben in der Gesellschaft langfristig erfüllen können", betonte der Konferenz-Vorsitzende.

Kirchenasyl

Die öffentliche Diskussion über das Kirchenasyl für Flüchtlinge hat auch die Vollversammlung beschäftigt. Die Bischöfe haben dabei nach Angaben von Kardinal Marx einhellig die Auffassung vertreten, dass eine sehr ins Grundsätzliche gehende Debatte schlecht geeignet ist, um Antworten auf konkrete Probleme zu finden. "Nochmals halten wir fest, dass sich das Kirchenasyl nicht gegen die rechtsstaatliche Ordnung richtet - im Gegenteil", so Marx. Wenn christliche Gemeinden Asylbewerber aufnähmen, so geschehe dies vielmehr, damit in einem konkreten Einzelfall die Rechtslage und rechtliche Ermessensspielräume noch einmal ausgelotet werden könnten, um humanitären Härten oder sogar der Gefahr von Menschenrechtsverletzungen nach einer Abschiebung vorzubeugen.

Gesprächsprozess

Nach fünf Jahren tritt der überdiözesane Gesprächsprozess in diesem Jahr in seine abschließende Phase ein. Der Prozess war im September 2010 vom damaligen Vorsitzenden der Konferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, initiiert worden, um nach dem kirchlichen Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Seit 2011 hatten sich Bischöfe, Theologen und Vertreter katholischer Verbände und Einrichtungen jährlich zu Gesprächsforen getroffen, um über Zukunftsfragen der Kirche und des Glaubens zu diskutieren.

Kardinal Marx zeigte sich bei der Pressekonferenz dankbar dafür, dass der Gesprächsprozess viele Ebenen der Kirche in Deutschland erreicht habe. In intensiven Dialogprozessen sei über die Fragen gesprochen worden, die für den Weg der Kirche in Deutschland notwendig seien. Mit Blick auf das abschließende Treffen am 11./12. September in Würzburg sagte der Kardinal: "Es geht darum, dass von Würzburg ein kraftvolles Zeichen für die Kirche in Deutschland ausgehen soll und der angestoßene und bewusst bis zu diesem Jahr terminierte Gesprächsprozess in geeigneter Weise weitergeht."

Internationale Konflikte

Auch die zahlreichen internationalen Konflikte waren Thema der Vollversammlung in Hildesheim. Unter anderem setzten sich die Bischöfe erneut mit der Situation im Mittleren Osten und der Gewalt der Terrormiliz "Islamischer Staat" auseinander. Hier riefen die Bischöfe die internationale Staatengemeinschaft und die Bundesregierung dazu auf, in der Auseinandersetzung mit den Terroristen nicht nachzulassen. Zugleich sei es jedoch auch unerlässlich, den Opfern des terroristischen Vormarschs humanitär beizustehen. Die Kirche werde hierzu auch weiterhin ihren Beitrag leisten.

Auch die Situation in der Ukraine wurde thematisiert. Hier verurteilten die Bischöfe erneut die Annexion der Krim durch Russland und das fortgesetzte militärische Engagement der Russischen Föderation auf dem Staatsgebiet der Ukraine, das zu Recht auf harte Reaktionen der europäischen Länder und der USA treffe. Zugleich begrüßte die Vollversammlung die diplomatischen Initiativen Deutschlands und Frankreich und das Mitte Februar erreichte Abkommen von Minsk. Für die Bischöfe ist klar: Alle Konfliktparteien haben die Verpflichtung, das von ihnen unterzeichnete Abkommen einzuhalten und so auf eine friedliche Entwicklung hinzuarbeiten.

Social-Media-Studientag

Erstmals seit 2008 hat sich die Vollversammlung bei einem Studientag ausführlich mit der Medienszene beschäftigt. Konkret ging es dabei um soziale Netzwerke. Ziel des Tages war es, die Dynamik dieser Medien und deren rasant wachsenden Einfluss auch auf die kirchliche Kommunikation aufzuzeigen. Bestandteil des Studientags waren Vorträge mehrerer Experten sowie die Präsentation exemplarischer Social-Media-Projekte aus dem kirchlichen Raum.

Kardinal Marx betonte bei der Abschluss-Pressekonferenz: "Der Studientag hat uns gezeigt: Wir müssen uns beständig unserer eigenen Kommunikation und notwendigen Veränderungen bewusst sein." Im Medienbereich und in der Glaubensverkündigung leiste sich die Kirche viel Gutes und gerade diese Vielfalt in den kommunikativen Angeboten sei ein Gewinn. Nun gelte es, mutig, fantasievoll und verantwortungsbewusst neue Wege zu gehen, um durch Kommunikation den Glauben in der heutigen Gesellschaft zu vermitteln und zu erklären.

50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil

Das 50-jährige Konzilsjubiläum wird seit 2012 mit einer Vielzahl von Veranstaltungen in den Bistümern begleitet. In diesem Jahr rückt nun das Jahr des Konzilsabschlusses in besonderer Weise in den Fokus: Am 8. Dezember 1965 wurde das Zweite Vatikanische Konzil feierlich beendet. An diesen besonderen Tag will die Bischofskonferenz mit einem Festakt im Rahmen der Herbst-Vollversammlung im September in Fulda erinnern. Die konkreten Inhalte für die Feier sollen in den kommenden Wochen festgelegt werden.

Stichwort: Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss aller katholischen Bischöfe und Weihbischöfe in Deutschland. Aufgabe der Konferenz sind das Studium und die Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, die gegenseitige Beratung, die notwendige Koordinierung der kirchlichen Arbeit, der gemeinsame Erlass von Entscheidungen sowie die Pflege von Verbindungen zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Organ der Bischofskonferenz ist die zweimal jährlich tagende Vollversammlung. Weitere Organe sind der Ständige Rat, in dem jede Diözese durch den Bischof mit Sitz und Stimme vertreten ist, der Vorsitzende und die Bischöflichen Kommissionen.
Von Steffen Zimmermann