Mann zerstört mit Hämmern Glastür an Wiener Stephansdom
Die neue Glastür am Wiener Stephansdom ist am Rande einer Demonstration mit zwei Hämmern zerstört worden. Der mutmaßliche Täter wurde am Sonntagabend umgehend festgenommen. Dompfarrer Toni Faber zeigte sich bestürzt über die Tat. Er gehe nicht von politischen Motiven, sondern von psychischen Problemen bei dem Mann aus, sagte er der Wiener Presseagentur kathpress (Montag). Statt der zerstörten Tür wurde vorläufig wieder die alte Metallwand installiert.
Die Glastür am südlichen Domeingang "Singertor", dem bedeutendsten gotischen Kunstdenkmal der Kathedrale, wurde erst Mitte Juli eingesetzt. Jahrzehntelang konnte das Portal nur selten besichtigt werden. Sie zeigt in dramatischen Bildern das Leben und die Bekehrung des Heiligen Paulus. Laut Dompfarrer Faber soll bald wieder eine Lösung gefunden werden, die auch bei unterschiedlichen Tageszeiten und Lichtverhältnissen einen möglichst perfekten Blick auf den Zugang ermöglicht, der ursprünglich den Namen Fürstenportal erhielt.
Das Singertor
Als "Singertor" ist das Portal bekannt, weil es auch der Zugang zur ehemals im Süden des Doms befindlichen Kantorei und Sängerschule war. Daher sollen auch die Komponisten-Brüder Joseph (1732-1809) und Michael Haydn (1737-1806) dort ein und aus gegangen sein.
Das Singertor geht auf Herzog Rudolf IV., "den Stifter", zurück, der in seiner Regierungszeit 1358 bis 1365 sowohl den Grundstein für die Gründung der Wiener Universität gelegt hat als auch die gotische Erweiterung der Stephanskirche auf den Weg brachte. Um 1440, zur Zeit Kaiser Friedrichs III., wurde das Portal mit einer Vorhalle versehen, die auch dem Schutz des reichen Figurenprogrammes dienen sollte. Das Stifterpaar Katharina und Rudolf IV. sind auch im Torbogen abgebildet. (KNA)