Dompfarrer Faber konnte die Hacker abwehren

Hackerangriff bringt Wiener Domglocken mitten in der Nacht zum Läuten

Veröffentlicht am 16.03.2022 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Die Nachbarn des Wiener Stephansdoms wurden mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Erst glaubte der Dompfarrer zu träumen – dann rannte er in die Sakristei und kämpfte mit der Technik. Mittlerweile ist klar: Schuld waren Hacker.

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Ein Hackerangriff war schuld daran, dass die Glocken des Wiener Stephansdoms in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch die Nachbarn aus dem Schlaf gerissen haben. Gegenüber dem ORF machte Dompfarrer Toni Faber einen Einbruch in die Technik der Glockensteuerung für das ungeplante Zwei-Uhr-Läuten verantwortlich. Der Angreifer habe sich Zugang über die Firewall verschafft und ausgenutzt, dass für die Fernwartung eine Internetverbindung mit der Innsbrucker Glockenfirma besteht. Der Sicherheitsdienst des Domes habe im System die Spuren eines Hackers ausfindig machen können. "Wir wissen jetzt, dass er zuerst die Glocken im Südturm und danach die im Heidenturm eingeschaltet hat. Ich konnte ihn über die Konsole dann wohl aus dem System aussperren", erzählte Faber gegenüber der "Kronen Zeitung". Die auch als "Stimme Österreichs" bekannte Glocke "Pummerin" im Nordturm habe dagegen nicht geläutet – sie sei nicht mit dem Internet verbunden.

Um 2.07 Uhr läuteten die Glocken des Doms – sicher nicht nach Läuteordnung. "Als ich gemerkt habe, dass der Kardinal schon zweimal angerufen hatte, war mir klar, dass es sich nicht um einen Traum handelte", berichtet Faber von der Nacht. Gut 20 Minuten lang dauerte die Beschallung, bis es dem Dompfarrer “händisch” mit dem Tablet gelungen sei, die Glocken wieder abzustellen, der dafür mehrere Anläufe brauchte. "Dabei habe ich auch noch die Alarmanlage ausgelöst. Aber das war mir in dem Fall auch schon egal."

Noch sind die Hintergründe unklar. Zusammen mit Sicherheitsexperten soll nun geprüft werden, wie es zum Einbruch in die Dom-Systeme kommen konnte. Laut Faber ist neben den Glocken auch eine Steuerung der Beleuchtung des Stephansdoms über das System automatisiert und sogar über eine App möglich. In der Zwischenzeit seien die Glocken aber vom Netz genommen und die Online-Anbindung des Doms über eine VPN-Verbindung gesichert worden. Das Erzbistum entschuldigte sich bei den Anwohnern für die nächtliche Störung. (fxn)