Mutter von Fußballverbandschef Rubiales beginnt Hungerstreik in Kirche
Der Kuss-Skandal um den Präsidenten des spanischen Fußballverbands, Luis Rubiales, bei der Frauenfußball-WM nimmt immer groteskere Züge an. Rubiales' Mutter Ángeles Béjar zog sich am Montag aus Protest gegen die "unmenschliche Hexenjagd" auf ihren Sohn in eine Kirche ihrer südspanischen Heimatstadt Motril zurück und trat in den Hungerstreik. Wie spanische Medien berichten, will die Mutter des Verbandspräsidenten so lange in der Kirche Divina Pastora im Hungerstreik ausharren und "zu Gott beten", bis ihrem Sohn Gerechtigkeit widerfahre. Er habe niemanden etwas Böses angetan.
Die betroffene Nationalspielerin Jennifer Hermoso, der Rubiales im Siegestaumel nach dem WM-Finale angeblich einen Kuss aufzwang, forderte Béjar auf, die Wahrheit zu sagen und zu bestätigen, dass es sich um einen einvernehmlichen Kuss und nicht um eine sexuelle Aggression gehandelt habe. Solange werde sie sich "Tag und Nacht" in der Kirche aufhalten. Die Rentnerin hatte zuvor einen Friseursalon, war mit dem örtlichen Bürgermeister verheiratet und wird laut Medienberichten von Bekannten als gläubige und sehr "christliche" Frau beschrieben. Die Kirche in Motril, in der Béjar sich für ihren Hungerstreik eingeschlossen hat, stammt aus dem 17. Jahrhundert und gehörte zu einem Kapuzinerkonvent. In ihr wird eine Marienfigur verehrt, die die Gottesmutter als Göttliche Hirtin (spanisch: "Divina Pastora") zeigt.
Auch Hermoso verlangt nun Rücktritt von Rubiales
Rubiales hatte sich nach dem gewonnen Frauen-WM-Finale gegen England am 20. August auf der Ehrentribüne neben Spaniens Königin Letizia als Siegespose an die Genitalien gegriffen und danach bei der Siegerehrung der Spielerin Hermoso einen Kuss auf den Mund gegeben. Es folgte ein medialer Sturm der Empörung. Nicht nur Teile von Spaniens Fußballszene fordern seitdem den Rücktritt des 46-Jährigen, sondern auch einige Mitglieder der sozialistischen Regierung.
Die betroffene Spielerin Hermoso verlangt nun ebenfalls den Rücktritt von Rubiales. Zusammen mit den anderen Nationalspielerinnen kündigte sie an, nicht wieder für das Nationalteam antreten zu wollen, solange Rubiales dem Verband vorstehe. Der Funktionär indes verweigert einen Rücktritt. "Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine soziale Hinrichtung", sagte er kürzlich auf einer Sondersitzung des spanischen Fußballverbands.
Inzwischen leitete der Weltfußballverband Fifa die vorübergehende Suspendierung von Rubiales und ein Disziplinarverfahren ein. An diesem Montag kommt auch der spanische Fußballverband erneut zusammen, um über Rubiales' Zukunft zu beraten. (rom/KNA)