Theologe: Kirche muss gegen hohen Fleischkonsum vorgehen
Der Theologe Rainer Hagencord sieht die katholische Kirche in der Pflicht, gegen den hohen Fleischkonsum in der Gesellschaft anzugehen. "Wenn sie sich in dieses Feld begeben würden, dann könnten sie gesellschaftlich etwas bewegen", sagte der Gründer des Instituts für Theologische Zoologie in Münster am Dienstag dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de. Scharf wandte er sich in dem Interview gegen die Massentierhaltung zur Produktion von billigem Fleisch und eine weit verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid von Tieren.
Eine Reduzierung des Fleischkonsums sei nicht so schwer zu erreichen, "zumal die Kirchen erstens die Macht über die Kantinen haben und zweitens immer noch eine wichtige Mitspielerfunktion in der Bildung haben", so Hagencord. In seiner Stadt Münster etwa sei kaum eine Kantine nicht in kirchlicher Trägerschaft. "Warum denn nicht endlich eine Kooperation mit den Landwirten und Landwirtinnen, die nach Bioland- oder Demeter-Kriterien erarbeiten, kleinbäuerliche Betriebe, die das Fleisch liefern?" Es müsse auch nicht jeden Tag in den Kantinen Fleisch geben, so Hagencord weiter.
Zudem hätten die Kirchen immer noch die Macht über ihre Besitztümer. "In Sachsen hat die Kirche beschlossen, keine Tierfabriken mehr auf Kirchenland zuzulassen. Dafür wäre jetzt die Zeit." Als weiteres Wirkungsfeld gegen den hohen Fleischkonsum nannte Hagencord den kirchlichen Bildungsbereich. Im Kommunions- und Firmunterricht sowie im schulischen Religionsunterricht könne das Thema besprochen werden. "Da braucht es noch mal eine Bildungsoffensive."
Der katholische Theologe und Biologe Hagencord gründete 2009 das "Institut für Theologische Zoologie". Ziel des Instituts ist eine ethische und theologische Auseinandersetzung mit Fragen der Tierforschung. Zudem geht es um eine Neubestimmung des Verhältnisses von Mensch und Tier mit Hilfe der Theologie, der Verhaltensbiologie und der Evolutionstheorie. Hagencord setzt sich für eine ökologische Landwirtschaft und gegen eine Behandlung von Tieren als "Rohlinge der Fleischindustrie" ein. (KNA)