Vatikan betont: Ungeborenes Kind hat durch Martyrium Bluttaufe erlangt
Das ungeborene Kind der Familie Ulma, die am Wochenende seliggesprochen wird, hat durch das Martyrium seiner Eltern die Bluttaufe empfangen. Das betonte das Dikasterium für die Heiligsprechungsverfahren am Dienstag in einer auf der Webseite der Behörde veröffentlichten Erklärung. Wiktoria Ulma habe sich zum Zeitpunkt des Massakers, der sie und ihre Familie zum Opfer fielen, im "fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft" befunden, der Sohn sei "zum Zeitpunkt des Martyriums seiner Mutter geboren" worden, so die von Kardinalpräfekt Marcello Semeraro und dem Sekretär des Dikasteriums, Erzbischof Fabio Fabene, unterzeichnete Erklärung. Das Dikasterium verweist als Anlass für die Klarstellung auf "kürzlich in der Presse veröffentlichte Nachrichten" zum Martyrium der Familie, ohne weitere Hintergründe zu nennen.
Bereits in der aus Anlass der Ausfertigung des Dekrets zur Seligsprechung im vergangenen Jahr veröffentlichten Biographie der Familie wurde betont, dass das ungeborene Kind die Bluttaufe empfangen habe. Das Dekret nimmt ausdrücklich auf Jozef und Wiktoria Ulma und ihre sieben Kinder Bezug und zählt damit das ungeborene Kind mit. Die Seligsprechung am kommenden Sonntag im einstigen Wohnort der Ulmas, dem Dorf Markowa, ist die erste überhaupt, bei der ein ungeborenes Kind in den Kreis der Heiligen und Seligen offiziell aufgenommen wird. Mit der Seligsprechung dürfen die Seligen regional öffentlich verehrt und um Fürsprache angerufen werden. Erst nach einer Heiligsprechung ist die öffentliche Verehrung in der ganzen Kirche erlaubt.
Zu "Gerechten unter den Völkern" erklärt
Die Familie Ulma wurde 1944 in Polen von deutschen Polizisten ermordet, weil sie auf ihrem Bauernhof eineinhalb Jahre lang acht Juden vor den Besatzern versteckt hatte, um sie vor der Deportation in ein Vernichtungslager zu bewahren. Die acht Männer und Frauen wurden noch vor der Familie Ulma erschossen. Die Familie gilt in Polen als Symbol für die Hilfe für Juden und des Märtyrertums während der deutschen Besatzung. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem verlieh den Ulmas 1995 den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern".
Die Taufe ist nach christlichem Verständnis grundsätzlich heilsnotwendig. Neben der sakramentalen Taufe mit Wasser kennt die Kirche seit frühester Zeit auch die Bluttaufe. "Die Kirche ist von jeher der festen Überzeugung, daß Menschen, die wegen des Glaubens den Tod erleiden, ohne vorher die Taufe empfangen zu haben, durch ihren Tod für und mit Christus getauft werden", heißt es dazu im Katechismus der katholischen Kirche. Die Bluttaufe bringt demnach die Wirkungen der Taufe hervor, ohne selbst Sakrament zu sein. Mit Blick auf ungetauft verstorbene Kinder heißt es im Katechismus, dass sie der Barmherzigkeit Gottes anvertraut sind und die Hoffnung berechtigt ist, dass es für sie einen Heilsweg gibt. (fxn)