Verfolgungsjagd im Vatikan

Der britische Schauspieler sei gekommen, sagt ein Security-Mann. Gesehen hat ihn freilich niemand. Denn für James Bond sind die Via della Conciliazione und die Piazza Pio XII. weiträumiger abgesperrt als für jeden Staatsgast des Papstes. 250 Security-Leute schirmen den Drehort ab.
In der Nacht zu Dienstag wurden die Dreharbeiten zum neuen Bond-Film "Spectre" in Rom fortgesetzt. Sein 24. Abenteuer führt den Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten erstmals vor die Haustüre des Heiligen Vaters. Die Kolonnaden Berninis bildeten offenbar die Kulisse für eine Verfolgungsjagd zwischen Bond im Aston Martin und seinem Widersacher im Jaguar durch das nächtliche Rom. Was hier genau gedreht wurde, bleibt das Geheimnis der Produktionsfirma. Daniel Craig jedenfalls war nicht am Petersdom, er feierte zeitgleich seinen Geburtstag in London. Eine Knutsch-Szene mit Bond-Girl Monica Bellucci vor dem Petersdom dürfte damit ausgeschlossen sein.
Warme Mahlzeit für Obdachlose
Vermutlich verfolgt Bond den Bösewicht, den im neuen Film Christoph Waltz spielt. Endgültige Klarheit wird es im November geben, wenn der Film in die Kinos kommt. Auch über die weiteren Dreharbeiten in Rom, etwa an der Tiberbrücke Ponte Sisto, sickerte bislang nur wenig durch. Lediglich, dass - oh Wunder - auch auf der Uferstraße eine Verfolgungsjagd gedreht wurde, die angeblich damit endet, dass ein Auto im Fluss landet.

Wilde Verfolgungsjagd am Tiber: die Dreharbeiten zum neuen James Bond-Film im Rom.
Überhaupt liegt die Handlung des 24. Bond-Abenteuers bislang im Dunkeln. "Er ist auf der Jagd nach jemandem, aber man erfährt nicht, nach wem und warum", erklärte Regisseur Sam Mendes kürzlich vielsagend. Außerdem werde Bond wie schon in "Skyfall" mit einschneidenden Ereignissen seiner Kindheit konfrontiert werden. Weitere Drehorte sind etwa Marokko und Mexiko.
Obdachlose allerdings wird es im nächsten James Bond-Streifen nicht geben. Die Wohnungslosen, die traditionell in den Hauseingängen an der Piazza Pio XII. übernachten, mussten dem Set weichen. Dafür bekamen sie von der Produktionsfirma eine warme Mahlzeit spendiert. Jene, die vor dem vatikanischen Presseamt in der Via della Conciliazione ihr Lager aufgeschlagen haben, durften bleiben und wurden für die Ruhestörung ebenfalls mit einer Mahlzeit entschädigt.
Rom ist für James Bond offenbar kein leichtes Pflaster. Hauptdarsteller Craig soll sich nach italienischen Medienberichten während der Dreharbeiten den Kopf verletzt haben, als er bei einer Fahrt auf Kopfsteinpflaster gegen das Dach seines Aston Martin schlug. Daraufhin habe der 47-Jährige am Set medizinisch behandelt werden müssen.
Franziskus ist ein großer Cineast
In Rom ist 007 zum ersten Mal. Doch religiöses Terrain ist dem notorischen Schürzenjäger nicht fremd: "Casino Royale" (2006) spielte unter anderem in einem Prager Kloster der Prämonstratenser und "In tödlicher Mission" führte Bond 1981 in das griechische Meteora-Kloster Agia Triada. Mit dem Jenseitigen kam er auch in "Der Spion, der mich liebte" (1977) und "Octopussy" (1983) in Berührung. Drehorte waren die Pyramiden in Ägypten und das indische Mausoleum Taj Mahal. Nur wirklich gebetet hat James Bond nie.
Und der Papst? Wie findet der James Bond? Wird der neue Streifen etwa wie kürzlich Angelina Jolies Produktion "Unbroken" den Monsignori - freilich ohne den Papst - im Vatikan vorgeführt? Fest steht immerhin, dass Franziskus in seiner Jugend ein großer Cineast war. Seine Idole waren allerdings nicht Sean Connery und Bond-Girl Ursula Andress, sondern Federico Fellini und Anna Magnani. Von einer besonderen Vorliebe für den Agenten Seiner Majestät ist nichts überliefert. Doch soviel wird man getrost sagen können: Wer als junger Pfarrer in Argentinien Jugendlichen im Gemeindesaal "Star Wars" zeigte, dem dürfte als Papst auch ein James Bond kein Fremder sein.
Von Thomas Jansen (KNA)