Bischof Meier: AfD-Mitglieder nicht pauschal ausgrenzen
Der Augsburger Bischof Bertram Meier will AfD-Mitglieder nicht pauschal von Ämtern in der katholischen Kirche ausschließen, etwa dem des Lektors oder der Lektorin. "Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen", sagte Meier der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch). "Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke", mahnte der Bischof. In solchen Fällen gehe es vielmehr darum, das Gespräch zu suchen.
Die laut Umfragezahlen wachsende Zustimmung vieler Menschen zu der rechtsgerichteten Partei stelle auch die katholische Kirche vor eine Herausforderung. Die AfD habe sich mittlerweile in der Parteienlandschaft etabliert, sagte Meier. "Das heißt: Wir müssen gut hinschauen und prüfen", so der Bischof. Die Kirche werde aber immer dafür sorgen, dass menschenverachtende oder demokratiefeindliche Gruppierungen und Einzelpersonen benannt werden. "Die AfD lediglich als Partei der Protestwähler zu interpretieren, greift mittlerweile deutlich zu kurz", fügte er hinzu. Die Wähler müssten generell ihre Entscheidung verantwortungsvoll eigenständig treffen. "Die Zeiten, in denen es Wahl-Hirtenbriefe mit Empfehlungen gab, sind vorbei – und das ist gut so", so der Augsburger Bischof.
Er rufe aber dazu auf, Parteiprogramme zu studieren und sich mit einzelnen Kandidaten zu befassen. Für Katholiken gelte es, die politischen Kräfte zu stärken, die Menschlichkeit, Versöhnung, Frieden und soziale Gerechtigkeit verträten. Wie die Kirche trete die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein – "und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen". – Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hatte im August erklärt, eine AfD-Mitgliedschaft sei aus ihrer Sicht mit der Übernahme eines Kirchenamtes unvereinbar: "Ein aktives Eintreten für die AfD widerspricht den Grundwerten des Christentums."
Meier rät vor Weltsynode zu Realismus
Weiter warnte Meier vor Beginn der Weltsynode in Rom vor überzogenen Hoffnungen auf Reformen in der Kirche. "Ich möchte Enttäuschungen vermeiden, indem ich Hoffnungen dämpfe. Es wird bei diesem Treffen der Weltsynode keine Beschlüsse zu Reformthemen geben, wie wir sie in Deutschland haben", sagte Meier mit Blick auf den Fortgang der Beratungen im Oktober. Papst Franziskus werde mit seinen engen Mitarbeitern im Anschluss eine Prioritätenliste für das folgende Treffen 2024 erstellen. "Letztlich entscheidet er über mögliche Reformen." Dennoch werde die Weltsynode auch dann kein Misserfolg sein, "wenn nicht all unsere Voten des Synodalen Wegs behandelt, geschweige denn positiv beschieden werden", so Meier mit Bezug auf die Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland. "Es wäre ratsam, das Tempo etwas herauszunehmen – zu viel Veränderung bringt uns in Deutschland und auf Ebene der Weltkirche in Schwierigkeiten."
Innerhalb der Weltkirche gebe es eine große Ungleichzeitigkeit, erinnerte Meier. Dies gelte etwa bei der Frage der Segnung für gleichgeschlechtliche Paare und Paare, die nicht in einer klassischen Ehe miteinander verbunden seien, zwei wichtige Themen während der Gespräche des Synodalen Wegs zwischen Deutscher Bischofskonferenz (DBK) und dem ZdK als Laienvertretung. Solche Segnungsfeiern würden etwa in einem afrikanischen Land auf Unverständnis stoßen. "Dort müssen wir als Kirche zunächst einmal dafür kämpfen, dass Homosexualität nicht mit härtesten staatlichen Strafen belegt wird." Ein deutscher Reformbeschluss lasse sich nicht ohne Weiteres auf die Weltkirche übertragen.
Er selbst nehme auch Themen mit, die ihm reformorientierte Gruppen unlängst noch einmal in Briefen genannt hätten wie die Weihe von Frauen zu Priesterinnen und Maßnahmen gegen Klerikalismus. "Ich nehme auch diese Anliegen mit und bringe sie in die Synode ein. Aber ich werde nicht als Lobbyist dieser Themen auftreten", betonte der Bischof. Interessant sei, dass es bei dieser Bischofssynode anders als früher keine Diskussionsgruppen in deutscher Sprache gibt. Er selbst werde Teil einer Gruppe in italienischer Sprache sein. "Ich sehe das als dringende Einladung Roms, dass wir Deutsche uns weltweit besser einbringen und unsere Ideen erläutern sollten." Dies empfinde er nicht als römische Kritik an deutschen Reformforderungen, sondern als "Chance, uns zu outen". – Bei der vom Papst für Oktober 2023 und Oktober 2024 einberufenen Weltsynode soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Dabei haben auch nicht geweihte Männer und Frauen Stimmrecht. Letztlich entscheidet der Pontifex über mögliche Beschlüsse. (tmg/KNA)