Ehemaliger Erzbischof in Liechtenstein verzichtet auf Abschiedsfeier

Vaduzer Emeritus Haas will sich ganz aus Öffentlichkeit zurückziehen

Veröffentlicht am 21.09.2023 um 14:06 Uhr – Lesedauer: 

Schellenberg ‐ Im Ruhestand will der seit Mittwoch emeritierte Vaduzer Erzbischof Wolfgang Haas nicht mehr an die Öffentlichkeit treten. Aus einem Brief von ihm geht auch hervor, wie schnell der Rücktritt des polarisierenden Kirchenmanns angenommen wurde.

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Der emeritierte Vaduzer Erzbischof Wolfgang Haas will sich ganz aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Auch eine Abschiedsfeier habe er abgelehnt, da er nach Bekanntgabe seiner Emeritierung möglichst zurückgezogen zu leben beabsichtige, schreibt er in einem am Mittwoch auf der Webseite des Erzbistums veröffentlichten Brief an den Apostolischen Administrator Benno Elbs. "Was meine Person betrifft, werde ich auf keinerlei Anfragen von inländischen oder ausländischen Medienschaffenden antworten. Ich gebe also – wie schon seit Jahren – keine Interviews und nehme an keinen Medienveranstaltungen (Pressekonferenzen etc.) teil", versicherte Haas.

Aus dem auf den 15. September datierten Brief geht hervor, dass Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Haas innerhalb von zwei Wochen angenommen hat. Haas habe das Schreiben an seinem 75. Geburtstag am 7. August verfasst und eine Woche später, am 15. August, dem Apostolischen Nuntius persönlich überreicht. Dieser habe ihm am 29. August telefonisch mitgeteilt, dass der Rücktritt angenommen sei und Elbs als Apostolischer Administrator die Leitung der Erzdiözese bis zur Amtsübernahme eines neuen Erzbischofs übernehmen werde. Am Mittwoch wurde der Rücktritt mit der Bekanntgabe durch den Apostolischen Stuhl wirksam.

Haas berichtet in seinem Brief über ein erstes Gespräch mit Elbs, den er "persönlich sehr schätze". Eine Woche nach der Information über die Annahme seines Rücktritts habe sich Haas mit Elbs getroffen "und in mitbrüderlichem Geist ein klärendes Gespräch geführt, bei dem ich eine Reihe von Fragen mit Dir erörtern konnte", schreibt er an Elbs gerichtet. Dabei habe "in einer freundlichen Begegnung eine sachbezogene Unterredung stattgefunden". Details zu den Inhalten des Gesprächs nannte der emeritierte Erzbischof nicht.

Forderungen nach Auflösung des Erzbistums

Schon in seiner Abschiedsbotschaft hatte Haas angekündigt, seinen Lebensabend "in eher klösterlicher Zurückgezogenheit" verbringen zu wollen. Laut dem Apostolischen Administrator werde der emeritierte Erzbischof sich ins Kloster am Schellenberg in Vaduz zurückziehen, wo er bereits jetzt seinen Wohnsitz hat. Der gebürtige Vaduzer Haas war vor der Gründung des Erzbistums Vaduz Bischof von Chur in der Schweiz. Die Abtrennung des Liechtensteiner Gebiets des Bistums und die Ernennung von Haas zu seinem ersten Erzbischof wurde als Lösung für Konflikte zwischen dem als ausgesprochen konservativ geltenden Haas und Teilen seines bisherigen Bistums gesehen. Das 1997 errichtete Erzbistum war zuvor das ehemalige Churer Dekanat Liechtenstein und umfasst das gesamte Staatsgebiet des Fürstentums zwischen Österreich und der Schweiz. Vaduz ist direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt und gehört keiner Bischofskonferenz an. Es ist eine der kleinsten Erzdiözesen der Kirche weltweit. 

Anlässlich des 75. Geburtstags von Haas forderten Laien im August erneut die Auflösung des Erzbistums und seine Eingliederung in ein Schweizer Bistum. Zuvor hatte der im Vatikan für Außenpolitik zuständige Erzbischof Paul Richard Gallagher betont, dass das Erzbistum auch nach Haas' Ausscheiden aus dem Amt des Diözesanbischofs bestehen bleiben werde. (fxn)