Statue von Kardinal Hengsbach in Essen entfernt
In Essen ist die Statue des früheren Bischofs Franz Hengsbach (1910-1991) entfernt worden. Das Ruhrbistum hatte vorige Woche Missbrauchsvorwürfe gegen den Kardinal bekannt gemacht. Die Abbauarbeiten begannen am Montagmorgen um 7 Uhr und dauerten eine Stunde, wie ein Sprecher der Diözese sagte. Das Domkapitel hatte erst am Freitag in einer Sondersitzung die Entfernung der Skulptur am Essener Dom beschlossen.
Unterdessen teilte der aktuelle Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mit, dass sich nach der der Veröffentlichung der Missbrauchsvorwürfe weitere Betroffene gemeldet hätten. "Aber ich weiß noch nicht, wie viele", sagte er am Sonntagabend in der WDR-Sendung "Aktuelle Stunde". Auch der Bistumssprecher nannte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) keine konkreten Zahlen.
Die Statue der Münsteraner Bildhauerin Silke Rehberg war erst im Oktober 2011 von Overbeck enthüllt worden. Das Domkapitel sprach sich laut Dompropst Thomas Zander dafür aus, statt der Skulptur einen Gedächtnisort für die Opfer sexuellen Missbrauchs zu schaffen. Das Domkapitel ist Hausherr des Domes und des umgebenden Platzes.
Bedauern der Künstlerin
Rehberg bedauerte den Abbau der Skulptur als voreilig. Das Domkapitel habe auf Druck eine einsame Entscheidung getroffen, in die sie leider nicht einbezogen worden sei, sagte sie am Montag auf Anfrage der KNA. Zunächst hätte eine breite Diskussion darüber stattfinden sollen, wie man mit der Figur weiter hätte umgehen können. "Aus den Augen, aus dem Sinn" sei dagegen ein "sehr schwaches Zeichen". Rehberg hatte vorige Woche vorgeschlagen, die Statue auf den Kopf zu stellen, da sich auch das Bild von Hengsbach ins Gegenteil verkehrt habe.
Rehberg will nach eigenen Worten aber keine rechtlichen Schritte gegen den Abbau der Statue ergreifen. Diese hätte zwar nicht ohne ihre Zustimmung verändert werden dürfen. Ihre Urheberrechte umfassten aber nicht das Wegräumen der Figur.
Hengsbach wird bislang Missbrauch in zwei Fällen in den 1950er- und 1960er-Jahren vorgeworfen. Das Bistum Essen und das Erzbistum Paderborn, aus dem Hengsbach stammt, veröffentlichten vorige Woche die Anschuldigungen, die aus den Jahren 2022 und 2011 stammen. (KNA)
25.9., 11:20 Uhr: Ergänzt um Reaktion Rehbergs.