Bischof Gerber sieht sich als Vermittler in polarisierten Zeiten
Schon wieder ist er der Jüngste: Der Fuldaer Bischof Michael Gerber ist am Dienstag zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden. Der 53-Jährige dankte bei der Herbstvollversammlung in Wiesbaden seinen "Mitbrüdern" dafür, dass sie ihm als jüngsten Diözesanbischof eines deutschen Bistums das Vertrauen ausgesprochen hätten. Mit damals 49 Jahren hatte er 2019 sein Amt im traditionsreichen Bistum Fulda angetreten – ebenfalls als jüngster Ortsbischof.
Damals war bei der Amtseinführung des 1,92 Meter großen, jugendlich-dynamischen Bischofs im Dom eine Art Zeitenwende spürbar. Gerber sei ein Bischof, "der Freude ausstrahlt", sagte der damalige Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx. Nun – vier Jahre später – ist der heute 53-jährige promovierte Theologe innerhalb weniger Jahre in eine hohe Position innerhalb der Bischofsriege aufgestiegen.
Leiter der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste
Gerber hatte 2021 die Leitung der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der Bischöfe übernommen. Er folgte auf den Münsteraner Bischof Felix Genn. Damit ist Gerber mitverantwortlich dafür, neue Ideen und Konzepte bei der Ausbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern zu entwickeln. Aktuell geht es darum, neue Strukturen für die Priesterausbildung in modernen Zeiten zu finden.
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Gerber stammt aus Baden, genauer aus dem Schwarzwaldort Oberkirch. Er wandert und pilgert gern – und galt früh als kirchliches Nachwuchstalent. Nach seinem Theologiestudium in Freiburg und Rom wurde er 1997 zum Priester geweiht. Gerbers Glaube ist geprägt von der Schönstatt-Bewegung, die eine intensive Marienverehrung auszeichnet.
Öffentlich äußerte er sich zu innerkirchlichen Reformthemen eher zurückhaltend, ohne sich ihnen aber zu verschließen. Er gilt weder als progressiv noch als streng konservativ, sondern eher als ausgleichend – auch innerhalb der Bischofskonferenz. Er wolle sich bemühen, "zu vermitteln, zu verbinden und verschiedene Positionen zusammenzuführen", sowohl in der Kirche in Deutschland wie auch mit Blick auf die Weltkirche. Vor Journalisten sagte er am Dienstag: "Wir erleben eine Polarisierung in der Kirche wie auch in unserer Gesellschaft."
Den Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland lobt er einerseits als sehr wichtig. Es gelte, "diesen Weg weiterzugehen". Zugleich schränkt er ein, man müsse "auch kritisch auf manches schauen, was wir die letzten drei Jahre erlebt haben". Zugleich verweist Gerber immer wieder auf Rom. Ihm sei es "ein großes Anliegen, diesen Weg mit der Universalkirche zu gehen", so Gerber mit Blick auf die am 4. Oktober in Rom beginnende Weltsynode.
Manchen kirchlichen Beobachtern ist deshalb nach wie vor etwas rätselhaft, wo Gerber kirchenpolitisch eigentlich steht. Vorsitzender der Bischofskonferenz ist seit 2020 der Limburger Bischof Georg Bätzing (62). Ihm sagte Gerber am Dienstag seine Loyalität zu. Er verwies darauf, dass es auf Bistumsebene bereits mehrere Kooperationsprojekte der größtenteils in Hessen liegenden Diözesen Fulda und Limburg gebe.
Haltung eines tiefen Gottvertrauens weitergeben
Seine Glaubenserfahrungen veröffentlichte Gerber 2015 in dem spirituellen Buch "Ermutigungen für Christen". Sein bischöflicher Wahlspruch lautet "tecum in foedere" ("Mit Dir im Bund"). Die Haltung eines tiefen Gottvertrauens will er anderen Menschen weitergeben. Menschen müssten "die Erfahrung machen können: Gott hat etwas mit meinem Leben zu tun", gerade in Krisen und Umbruchzeiten.
Nach ersten Stationen in der Gemeindeseelsorge war Gerber von 1999 bis 2001 Hochschulseelsorger in Freiburg. 2002 wechselte er ans diözesane Priesterseminar in Freiburg. Mit einer Arbeit über die Ausbildung geistlicher Berufe wurde er 2007 promoviert. 2011 übernahm Gerber dann die Leitung des Priesterseminars. Und wurde 2013 Freiburger Weihbischof, bevor er 2019 nach Fulda ging – in das Bistum des heiligen Bonifatius, der als "Apostel der Deutschen" gilt.