13 Jahre nach Geständnis immer noch im Klerikerstand

Belgische Bischöfe drängen Täter-Bischof erneut zur Laisierung

Veröffentlicht am 02.10.2023 um 12:38 Uhr – Lesedauer: 

Antwerpen ‐ 2010 trat der Bischof von Brügge zurück. Er selbst gab zu, seinen Neffen missbraucht zu haben. Dennoch ist Roger Vangheluwe immer noch Kleriker. Die belgischen Bischöfe drängen ihn, freiwillig um seine Entlassung zu bitten – nicht zum ersten Mal.

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Die belgischen Bischöfe haben den Missbrauchstäter und ehemaligen Bischof von Brügge Roger Vangheluwe erneut aufgefordert, um seine Entlassung aus dem Klerikerstand zu bitten. In der vergangenen Woche habe dazu erstmals seit zwölf Jahren ein direktes Gespräch zwischen Vangheluwe und Vertretern der belgischen Bischofskonferenz stattgefunden, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Wochenende. Das Treffen unter der Leitung des Antwerpener Bischofs Johan Bonny fand an Vangheluwes Wohnsitz in der Abtei Saint-Pierre de Solesmes in Frankreich statt. "Wir haben zwei Stunden lang diskutiert und unsere Forderungen nach einem Verzicht auf seine Rechte und Pflichten als Bischof und Priester deutlich gemacht", so Bonny. Die Forderung brachte Bonny im Namen der gesamten Bischofskonferenz vor. Am vergangenen Donnerstag sei er darüber informiert worden, dass Vangheluwe einen Brief an den Papst geschrieben habe. Zum Inhalt äußerte sich der Absender aber nicht.

Zuvor hatte Bonny sein Unverständnis darüber geäußert, dass der mittlerweile 86-jährige Vangheluwe nicht aus dem Priesterstand entlassen wurde. Vangheluwe hatte nach seinem Rücktritt 2010 vom Vatikan die Auflage erhalten, sich nicht in Belgien aufzuhalten. Der emeritierte Bischof hatte bislang abgelehnt, selbst um seine Entlassung aus dem Klerikerstand zu bitten. Laut Bonny habe die Bischofskonferenz zuletzt im vergangenen November vom Vatikan gefordert, Vangheluwe zu laisieren, aber keine Antwort erhalten. Vangheluwe hatte selbst eingeräumt, jahrelang seinen Neffen sexuell missbraucht zu haben und reichte 2010 sein Rücktrittsgesuch ein, das von Papst Benedikt XVI. binnen Stunden angenommen wurde. 2011 gestand er den Missbrauch eines weiteren Neffen.

In Belgien ist im Zuge der Ausstrahlung der vierteiligen Dokumentation "Godvergeten" ("Gottvergessen") eine Debatte über den Umgang der Kirche mit Missbrauch entbrannt. In der Dokumentation kommen Missbrauchsbetroffene zu Wort. 2019 hatte die Belgische Bischofskonferenz einen Bericht über Missbrauch in der Kirche veröffentlicht. Führende Politiker forderten nach der Ausstrahlung der Dokumentation einen Untersuchungsausschuss. Der Justizausschuss der belgischen Abgeordnetenkammer berät in dieser Woche über eine Einrichtung. Bundesjustizminister Vincent Van Quickenborne strebt an, als Missbrauchstäter überführte Geistliche nicht mehr aus Steuermitteln zu bezahlen; das Gesetz sieht in Belgien vor, den Klerus aus staatlichen Mitteln zu finanzieren. (fxn)