Die unbekannten Bücher
Als das Buch der Bücher schlechthin gilt für viele die Bibel. Insgesamt finden sich 74 Bücher in der Einheitsübersetzung, aufgeteilt in das Alte und Neue Testament. Viele davon, darunter die fünf Bücher Mose und die vier Evangelien, sind weithin bekannt. Doch wie steht es um das Buch "Jesus Sirach" oder "Haggai"? Oder wissen Sie genau, was im zweiten Brief des Petrus oder im Brief des Judas steht? Katholisch.de stellt eine Auswahl unbekannterer Bücher der Bibel vor.
Die Chronikbücher
Die Chronikbücher bestehen aus zwei einzelnen Werken und beschreiben die Geschichte Israels von Adam und Eva bis zum 4. Jahrhundert vor Christus. Als Entstehungszeit wird die vorhellenistische Epoche angenommen, also die Zeit vom Regierungsantritt Alexanders des Großen von Makedonien 336 v. Chr. bis zur Einverleibung des ptolemäischen Ägyptens in das Römische Reich 30 v. Chr.
Der erste Teil der Chronikbücher ist kürzer als der zweite. Darin werden die Abstammungs- und Geschlechterlistern der Israeliten und einiger Nachbarvölker beschrieben. Der umfangreichere zweite Teil weist Ähnlichkeiten zum zweiten Buch Samuel (Anfang des Königtums in Israel unter Saul und David) auf, stellt die Ereignisse aber aus einem etwas anderen Blickwinkel dar. So geht es weniger um die politischen Ereignisse als um den Aufbau der israelitischen Gesellschaft. In den Chronikbüchern wird oft auf den Tempel Bezug genommen. Man geht daher davon aus, dass der Autor selbst dem Tempelkult nahestand.
Signaturen: 1 Chr/2 Chr
Das Buch Jesus Sirach
Das Buch Jesus Sirach gehört zur jüdischen Weisheitsliteratur. Autor ist Jesus, der Sohn des Sirachs. Entstanden ist es um 180 v.Chr. In Jesus Sirach sind vor allem Lebensweisheiten zu finden. Als höchste Weisheit gilt es hier, das Gesetz Gottes zu halten. Jesus Sirach behandelt in seinem Werk ein für die damalige Welt akutes Problem: das Eindringen der hellenistischen Philosophie in die griechische Welt. Es wird versucht, den jüdischen Glauben zu bewahren und die populäre griechische Philosophie damit zu verbinden. Im Hauptteil des Buches gibt es schließlich konkrete Lebensratschläge und Beobachtungen aus dem menschlichen Alltag. Ein Beispiel findet sich im 13. Kapitel: "Ein fröhliches Gesicht ist ein Zeichen für ein glückliches Herz; aber um gute Merksprüche zu finden, musst du angespannt nachdenken."
Signatur: Sir
Das Buch Baruch
Zu den Spätschriften des Alten Testaments gehört das Buch Baruch. Gleich im ersten Vers wird als Verfasser "Baruch, der Sohn Nerijas" genannt. Der wirkliche Autor ist aber unbekannt. Baruch war der Begleiter und Schreiber des Propheten Jeremias. Inhaltich geht um die Ermutigung zu rechtem Glauben und zu einem angemessenen Gottesdienst. Auch die göttliche Weisheit wird besungen: "Doch der Allwissende kennt sie; er hat sie in seiner Einsicht entdeckt" (Bar 3, 32). Entstehungszeit des Buches Baruch ist vermutlich das 2. Jahrhundert v. Chr.
Signatur: Bar
Das Buch Haggai
Das Buch Haggai gehört zu den sogenannten Prophetenbüchern des Alten Testaments und beschreibt im Wesentlichen den Wiederaufbau des Tempels nach dem babylonischen Exil. Die Reden des Propheten Haggai lassen sich ziemlich genau auf das Jahr 520 v.Chr datieren.
Das Buch untertelt sich in zwei Kapitel und fünf prophetische Reden. So kritisierte Haggai, dass nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil (ab 538 v.Chr.) nur für das eigene Haus, nicht aber für den in Trümmern liegenden Tempel gesorgt wurde. Ein neuer Tempel werde Segen bringen und zugleich Beweis für die kommende messianische Zeit sein.
Signatur: Hag
Das Buch Maleachi
Aus sechs Reden besteht das Buch Maleachi , das in zwei Kapitel unterteilt ist. Ob der Prophet wirklich Maleachi ("Mein Bote") hieß, ist nicht bekannt. Allen Anzeichen hat er aber im 5. Jahrhundert v.Chr. gewirkt. Er befürwortet vehement den rechten Kult und tritt für Recht und Gesetz Gottes ein. Die Schriften bestehen aus Streitgesprächen zwischen Gott und Israel und gliedern sich in die unterschiedlichen literarischen Gattungen Schelte, Drohung, Verheißung sowie Warn- und Mahnspruch. So beginnt der Prophet mit einer Drohung gegen Edom und schließt mit dem "Tag des Herrn", der den Gerechten großen Triumph bringen wird. Edom ist der Name eines Stammesverbands, das in der Nähe des Jordans siedelte und wird auch als Bezeichnung für das Gebiet selbst genommen.
Signatur: Mal
Der Brief an Titus
Der Brief an Titus gehört zu den Paulusbriefen im Neuen Testament. Insgesamt befinden sich im Kanon 14 paulinische Briefe. Bei sieben davon, darunter der Brief an Titus, geht die Wissenschaft davon aus, dass der Verfasser nicht Paulus, sondern dass die Texte vermutlich auf Schüler des Apostels zurückgehen.
Titus gehörte zu den engsten Mitarbeitern des Paulus, so übertrug ihm der Apostel die Verantwortung für die Kirche von Kreta (Tit 1,5). Der Überlieferung nach soll er dort bis zu seinem Lebensende als Bischof gewirkt haben. Das Schreiben ist vor allem amtlich gehalten: Titus soll geeignete Vorsteher für die Gemeinden einsetzen, Irrlehren bekämpfen und die Gläubigen zum rechten Glauben führen.
Signatur: Tit
Der Brief an Philemon
Ebenfalls zu den paulinischen Briefen gehört der Brief an Philemon. Hier nimmt die Wissenschaft den Apostel Paulus als tatsächlichen Verfasser an. Der Brief ist das kürzeste Buch der Bibel und daher nicht in Kapitel, sondern lediglich in 25 Verse unterteilt. Vermutlich verfasste Paulus den Brief in Ephesus, wo er um das Jahr 56 inhaftiert war. Der Apostel bittet in dem Brief für den Sklaven Onesimus, der seinem Herrn Philemon entlaufen war. Onesimus hatte auf seiner Flucht Paulus getroffen und sich zum Christentum bekehrt.
Paulus schickt Onesimus zurück zu seinem Herrn. Da dem dort wegen seiner Flucht harte Strafen drohen, bittet Paulus Philemon den ehemaligen Sklaven als christlichen Bruder aufzunehmen. Um einen rein privaten Brief handelt es sich im Übrigen nicht: Der Brief ist ausdrücklich auch an die Hausgemeinde des Philemon richtet - Paulus möchte die Geschichte also nicht nur intern behandelt wissen.
Signatur: Phlm
Der zweite Brief des Petrus
Zu den sogenannten katholischen Briefen gehören die Briefe des Petrus. Bei beiden nimmt die Wissenschaft an, dass der im ersten Kapitel des ersten Briefes genannte Petrus, "Apostel Jesu Christi", nicht der Verfasser ist. Dafür spricht auch, dass der Autor im dritten Kapitel sagt, dass "die Väter entschlafen sind" - zu der ersten Generation von Christen gehörte Petrus aber selbst.
Im ersten Brief mahnt der Verfasser die Adressaten, ihrem Glauben treu zu bleiben (die Empfänger sind überwiegend Heidenchristen). Auch der zweite Brief will die Christen im Glauben stärken und sie vor Irrlehren warnen. Vertreter dieser Lehren verspotten den Glauben an die Wiederkunft des Herrn und leugnen seine göttliche Herrlichkeit. Der Brief verteidigt hingegen die Wiederankunft Jesu Christi.
Signaturen: 2 Petr
Der zweite und dritte Brief des Johannes
Insgesamt gibt es im neuen Testament drei Johannesbriefe ; der zweite und der dritte Brief gehören dabei zu den kürzesten Büchern der Bibel. Der Verfasser ist unbekannt, gibt aber im zweiten Johannesbrief einen Einblick in das christliche Denken um 100 n.Chr. und zeigt, wie sich die Kirche gegen Irrlehrer wehrte.
Der dritte Brief hat wohl den gleichen Verfasser, richtet sich aber nicht wie sein Vorgänger an eine komplette Gemeinde, sondern an eine Privatperson - den sonst unbekannten Gaius. Der Autor hat mehrere Anliegen, vorrangig beschwert er sich aber über einen gewissen Diotrephes, der die Gemeinde dominiert und gegen die Presbyter intrigiert. Er empfiehlt stattdessen Demetrius, für den "alle und die Wahrheit selbst Zeugis" ablegen.
Signaturen: 2Joh/3 Joh
Der Brief des Judas
Ebenfalls ein sehr kurzes Buch der Bibel und nur in Verse unterteilt ist der Brief des Judas . Der Verfasser nennt sich "Judas, Bruder des Jakobus". Als Entstehungszeit kann man annehmen, dass der Brief vor dem zweiten Petrusbrief entstanden ist, da dieser ihn im zweiten Kapitel erwähnt. Ebenso wie die anderen Briefe warnt der Verfasser vor Irrlehrern, die den wahren Glauben gefährden könnten. Er wirft ihnen Gottlosigkeit und ein ausschweifendes Leben vor. Zudem leugneten sie die alleinige Herrschaft Christi. Aus diesen Gründen droht er ihnen das Gericht Gottes an und verweist dabei auch auf warnende Beispiele im Alten Testament: "Obwohl der Herr das Volk aus Ägypten gerettet hatte, hat er später alle vernichtet, die nicht glaubten" (Jud, 5-7). Die treu gebliebenen Christen sollten an ihrem Glauben festhalten und sich der Brüder annehmen, die in Gefahr sind (V 17-23).
Signatur: Jud
Dieser Artikel wurde 2015 erstmals veröffentlicht.