Erinnerung an NS-Menschenverachtung solle nicht ausgelöscht werden

"Arische" Jesus-Darstellung: Kirchengemeinde verhüllt Glasfenster

Veröffentlicht am 09.10.2023 um 12:56 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Die Fenster zeigen einen "arisch" wirkenden Jesus und ein blondes Mädchen, das aus einer NS-Organisation kommen könnte. Seit zwanzig Jahren sucht die Gemeinde einen Umgang damit. Nun wurden die Fenster verhüllt, doch dabei soll es nicht bleiben.

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Die evangelische Paulus-Kirchengemeinde in Wien hat Glasfenster ihrer Kirche wegen antisemitischer Motive und der NS-Vergangenheit des Fensterkünstlers verhüllt. Laut Pfarrerin Elke Petri sei die Verhüllung nur ein Zwischenschritt, denn die Fenster sollen in den kommenden Jahren ausgetauscht werden, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Die Fenster sollen jedoch nicht aus dem Kirchenraum verschwinden, geplant sei die Gestaltung einer Gedenkstelle. Man wolle die Erinnerung "keinesfalls auslöschen", so die Pfarrerin.

Zu den nun verhängten Darstellungen gehören laut der Pfarrerin ein Mädchen mit blonden Zöpfen, das aussehe wie ein Mädcheneiner NS-Jugendorganisation und ein "arisch" wirkender Jesus. Außerdem seien auf den Fenstern Juden diffamierend dargestellt. Die Fenster seien in den 1960er Jahren in den noch jungen Kirchenbau nachträglich eingebaut worden, so Petri.

Seit zwanzig Jahren weisen Erklärtafeln auf die problematischen Darstellungen hin. Es habe jedoch bis jetzt gebraucht, die Verhüllung und den Austausch der Fenster zu beschließen, da einige Gemeindemitglieder keine Veränderungen wollten, sagte Petri. Die Fenster wurden in den 60er Jahren von dem österreichischen Maler Rudolf Böttger (1887-1973) gestaltet. Während der NS-Zeit war Böttger NSDAP-Mitglied und Funktionär im Wiener "Gaukulturrat". (ben)