Glaubenspräfekt Fernández: Kampf gegen Missbrauch hat weiter Priorität
Der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Víctor Manuel Fernández, räumt dem Kampf gegen Missbrauch weiterhin eine hohe Bedeutung in seiner Behörde ein. "Ohne Zweifel geht der Kampf gegen Kindesmissbrauch in großem Umfang weiter, nicht nur in der Entwicklung einer Null-Toleranz-Haltung, sondern auch weil ich glaube, dass wir im Bereich der Prävention viel weiterkommen müssen", sagte Fernández dem spanischen Internetportal "Religión Digital" am Montag. Auch müsse man diesem Thema in der Priesterausbildung mehr Raum geben und Geistliche in ihren ersten Berufsjahren besser begleiten, forderte der Glaubenspräfekt.
In der für Missbrauchsfälle zuständigen Disziplinarsektion des Dikasteriums arbeiteten gut ausgebildete Fachkräfte, die gegenüber Tätern keine Milde walten lassen würden, so Fernández weiter. Manche Kritiker bezeichneten das Vorgehen der Vatikanbehörde gegen Priester sogar als "zu hart". Er begleite ihre Arbeit und werde regelmäßig informiert, mische sich jedoch nicht ein. Das sei für ihn als Theologen bei diesem kirchenrechtlichen Thema geboten. "Ich stelle ihnen zur Verfügung, was sie benötigen, und die Disziplinarsektion wird in der Tat weiterhin viel mehr Mitarbeiter haben als die für die Glaubenslehre zuständige Sektion." Fernández stellte in Aussicht, künftig mehr mit der päpstlichen Kinderschutzkommission zusammenzuarbeiten, um die Missbrauchsprävention stärker in der Kirche zu verankern.
Anlass für die Äußerungen von Fernández war nach Angaben von "Religión Digital" die Veröffentlichung eines Dokuments des Glaubensdikasteriums, aus dem hervorgehe, dass der Präfekt bei der Beschäftigung der Disziplinarsektion mit Missbrauchsfällen durch Priester nicht eingebunden werde. Opfervereinigungen hatten dieses Vorgehen als Schwächung der Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche kritisiert, so das spanische Online-Medium. Die italienische Internetseite zu kirchlichen Nachrichten "Il Sismografo" wies zudem darauf hin, dass der Glaubenspräfekt in seinen Ausführungen nicht auf den Fall des mutmaßlichen Missbrauchstäters Marko Rupnik eingegangen war. Das Schweigen von Fernández zeige, dass der Vatikan nicht wünsche, dass über den slowenischen Priester und seine Taten gesprochen werde. Dies sei bemerkenswert, da sich der Glaubenspräfekt in den vergangenen Monaten als sehr redselig gezeigt und Dutzende Interviews gegeben habe, kritisierte "Il Sismografo". Rupnik war Jesuit und ist ein bekannter Sakralkünstler. Er soll erwachsene Frauen missbraucht haben. (rom)