Franziskus habe sich trotz anderer Aufgaben Mühe der Antwort gemacht

Fernández kritisiert Dubia-Kardinäle: Als ob Papst Laufbursche wäre

Veröffentlicht am 03.10.2023 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Weil der Papst ihre Anfragen nicht nur mit "Ja" und "Nein" beantwortet hatte, schickten fünf konservative Kardinäle ihre Fragen erneut an den Papst – und veröffentlichten dessen Antwort nicht. Dem neuen Glaubenspräfekten hat das nicht gefallen.

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Der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Víctor Manuel Fernández, hat die fünf Kardinäle für ihre Dubia-Schreiben an Papst Franziskus kritisiert. "Der Papst hat bereits auf die 'Dubia' dieser Kardinäle geantwortet", sagte Fernández der spanischen Zeitung "ABC" (Montag). Der Papst habe sich "trotz seiner vielen Beschäftigungen die Mühe gemacht, ihnen zu antworten", betonte der Glaubenspräfekt. "Anstatt diese Antworten zu veröffentlichen, stellen sie nun neue Fragen, als ob der Papst ihr Laufbursche wäre."  

Die als konservativ geltenden Kardinäle Walter Brandmüller (Deutschland), Raymond Burke (USA), Juan Sandoval Íñiguez (Mexiko), Robert Sarah (Guinea) und Joseph Zen (Hongkong) hatten vor dem Beginn der Weltsynode am Montag ihre Dubia (lateinisch für "Zweifel") veröffentlicht. In den fünf Dubia geht es unter anderem um Änderungen der Lehre der Kirche, die Möglichkeit eines Segens für homosexuelle Paare und die Weihe von Frauen.

Fernández hatte um Veröffentlichung gebeten

Die Kardinäle veröffentlichten ihre Dubia gemeinsam mit einem Offenen Brief an alle Gläubigen, in dem sie erklärten, am 10. Juli bereits eine erste Version mit Fragen an den Papst geschickt zu haben. Am Folgetag hätten sie eine Antwort des Papstes bekommen, in der dieser die vorgebrachten Fragen jedoch nicht wie üblich mit "Ja" oder "Nein", sondern ausführlicher beantwortet habe. Deshalb hätten sie am 21. Juli eine überarbeitete Form ihrer Fragen an das Kirchenoberhaupt geschickt, bisher aber keine Antwort erhalten. Angesichts der bevorstehenden Weltsynode hätten sie es als ihre Pflicht angesehen, die Gläubigen über ihre Fragen zu informieren, damit diese nicht in "Verwirrung, Fehlverhalten und Entmutigung" verfielen.

Am Montagnachmittag veröffentlichte der Vatikan das erste Schreiben der Kardinäle sowie die Antworten des Papstes darauf auf der Internetseite des Glaubensdikasteriums. In Hinblick auf Synodalität schrieb der Papst, dass das ganze Volk Gottes und nicht nur die Hierarchie an der Mission der Kirche teilnehmen sollten. Er verwies die Kardinäle außerdem auf die notwendige Auslegung der Bibel im jeweiligen kulturellen und historischen Kontext. Segnungen homosexueller Paare lehnte der Papst in seiner Antwort nicht gänzlich ab, sondern appellierte an pastorales Feingefühl und Klugheit. Bei der Frage nach einem möglichen Frauenpriestertum stellte der Papst die Endgültigkeit der Absage von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1994 infrage und betonte die Gleichwertigkeit des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen und dem Amtspriestertum. Bei der Frage, ob Reue eine notwendige Bedingung für den Sündenerlass sei, verwies der Papst auf die seelsorgliche Pflicht der Kardinäle. Reue sei zwar notwendig, es gebe jedoch viele Wege, diese auszudrücken.

Dem veröffentlichten Dokument zufolge hatte Fernández den Papst darum gebeten, einige Absätze seiner Antworten zitieren zu dürfen. Dieser Anfrage gab das Kirchenoberhaupt demnach am 25. September statt. (cbr)