Klimaaktivistin Neubauer mit ökumenischem Predigtpreis gewürdigt
Die "Fridays for Future"-Aktivistin Luisa Neubauer ist mit dem ökumenischen Predigtpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden. Die 27-Jährige habe "innerhalb weniger Jahre das Bewusstsein von der gesellschaftlichen Aufgabe der Bewahrung der Schöpfung maßgeblich mitgeprägt", erklärte der Vorsitzende der Jury, der evangelische Theologieprofessor Eberhard Hauschildt, am Montag in der evangelischen Schlosskirche der Universität Bonn.
Mit ihren öffentlichen Reden habe Luisa Neubauer "einen wichtigen Beitrag für die Predigtkultur der Gegenwart in der globalen Klimakrise geleistet". Das habe die Jury überzeugt, sie als "das deutschsprachige Gesicht der Klimabewegung Fridays for Future" dieses Jahr für ihr Lebenswerk zu ehren. Neubauers Reden und Denken enthalte "Leitmotive zu religiösen Kontexten und existenziellen Fragestellungen wie Kraft, Hoffnung und Mut sowie zum Umgang mit Ohnmacht", erklärte Hauschildt.
Der Preis solle sie "nicht als Heldin stilisieren", sondern "ihre Art von Sensibilität für die Tiefen des Lebens" würdigen, sagte der Professor von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. Beispielhaft sei eine Kanzelrede im Berliner Dom zum Jesuswort "Sorget nicht" aus der Bergpredigt. Darin habe Neubauer theologisch treffend wie eindrucksvoll davor gewarnt, "Gott als Ausputzer für Fehlverhalten und Untätigkeit des Menschen zu gebrauchen" und zugleich dafür geworben "den Glauben an eine bessere, gerechtere Welt, die möglich ist, solange wir für sie kämpfen, nicht zu verlieren".
Zynismus und Resignation als größte Gefahren
Luisa Neubauer, selbst evangelisch und in der Jugendarbeit ihrer Gemeinde in Hamburg aufgewachsen, nahm die Ehrung "stellvertretend für alle Engagierten in der Klimabewegung" an. "Zynismus und Resignation sind die größten Gefahren unserer Zeit." Sie erlebe Predigten und auch Kirche als "Kraftzentren", weil sie "Menschen aufrichten können und einladen, bewusst zuzuhören und innezuhalten". Das sei Voraussetzung, "damit Menschen ihre Sorge in Fürsorge verwandeln können".
Nathalie Schuler erhielt den Preis für die beste Predigt. Schuler studiert altkatholische Theologie und hat die Jury mit einer Predigt in einem Gottesdienst in der altkatholischen Gemeinde St. Willibrord in München zum Christopher Street Day 2023 überzeugt. Die Predigt habe auf jedes "Moralin" verzichtet und stattdessen queere und nichtqueere Menschen zugleich, theologisch und rhetorisch gekonnt, angesprochen mit der biblischen Frage: "Wer bist du und was sagst du von dir selbst?"
Die Jury würdigte die Predigt als beispielhafte Verkündigung, dass Gottes Liebe allen Menschen gelte und jedes Leben seinen von Gott geschenkten Sinn habe. Nathalie Schuler dankte für den Preis als "Mutmacher für die vielen queeren christlichen Projekte, die unterschiedlichste Frömmigkeitsstile miteinander verbinden".
Seit dem Jahr 2000 wird der ökumenische Predigtpreis in Bonn verliehen, verantwortet von theologischen Institutionen an der Universität Bonn. Der Preis geht zurück auf eine Initiative des Bonner Unternehmers Norman Rentrop, Gründer des "Verlags für die Deutsche Wirtschaft". Dieses Jahr erstmalig in Kooperation mit dem "Verlag am Birnbaum". Vor Luisa Neubauer sind als Personen der Zeitgeschichte unter anderem bereits die Theologin Margot Käßmann, der 2005 gestorbene Kabarettist und Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch sowie der 2013 gestorbene Literaturhistoriker Walter Jens für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden. (epd)