"Wer pöbelt und hetzt, ist Brandstifter, nicht Friedensstifter"

Bischof Timmerevers warnt vor zunehmendem Rechtspopulismus

Veröffentlicht am 20.10.2023 um 18:51 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers warnt vor dem wachsenden Rechtspopulismus in Deutschland. Wer rechtsextreme Aussagen und Faschisten in den eigenen Reihen dulde, stehe nicht mit beiden Beinen auf dem Boden der Demokratie.

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Mit Blick auf die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen im kommenden Jahr hat der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers vor einem weiteren Anwachsen des Rechtspopulismus gewarnt. "Wer pöbelt und hetzt, ist Brandstifter, nicht Friedensstifter", sagte Timmerevers am Freitag in Dresden. Beim Auftakt einer Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus betonte er: "Wer die Ängste der Menschen billig ausnutzt, um bei Wahlen zu punkten, riskiert das hohe Gut des gesellschaftlichen Friedens."

Keine Partei oder Bewegung aus der Mitte der Gesellschaft sollte der Versuchung erliegen, "mit Blick auf die Zustimmungswerte die Wortwahl zu überdrehen oder Sündenböcke zu definieren", mahnte der Bischof des Bistums Dresden-Meißen. Die meisten Menschen wüssten, dass Migration, Klimakrise und soziale Gerechtigkeit Lösungen erforderten. "Nicht die Themen polarisieren, der Umgang mit ihnen", sagte Timmerevers.

Nicht jeder AfD-Wähler sei Neonazi

Er warb für einen differenzierten Umgang mit rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Organisationen. "Nicht jeder AfD-Wähler ist Neonazi und sicher nicht jeder Neonazi AfD-Wähler", erklärte Timmerevers. "Aber wer sich mit Freien Sachsen und Co. verbündet, wer meint, er könne rechtsextreme Aussagen und Faschisten in seinen Reihen dulden, der kann nicht behaupten, er stehe mit beiden Beinen auf dem Boden der Demokratie."

Timmerevers erinnerte auch daran, dass die Jugendorganisation der AfD, die "Junge Alternative", in Sachsen vom Landesamt für Verfassungsschutz als "erwiesene rechtsextremistische Bestrebung" eingestuft wird. Studien und Analysen zeigten, wie sehr sich das Parteiprogramm der AfD von den Positionen der Katholischen Soziallehre unterscheide. "Auch deswegen kann es mir nicht egal sein, wenn die AfD ihre Positionen in einem Regierungshandeln umsetzen könnte."

Timmerevers räumte ein, dass in Gemeinden und Einrichtungen der Kirche Menschen gebe, "die ihr Kreuz bei der AfD machen". Die Kirche bemühe sich, mit Christinnen und Christen, die sich in der AfD engagieren, einen angemessenen Umgang zu finden. "Ich werde Ihnen heute nicht das Patentrezept dafür liefern", sagte der Bischof. "Aber ich weiß, dass unser christliches Verständnis vom Menschen auf die Fähigkeit des Einzelnen vertraut, sich in seiner Position zu verändern." Deswegen ermutige er dazu, sich um jeden Einzelnen zu mühen. "Das bedeutet nicht, jede Position gut zu heißen", so Timmerevers. (KNA)