In Würde pflegen
Damit Sterbenskranke in Zukunft besser versorgt werden können, hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) jüngst einen Gesetzentwurf zum Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland vorgelegt. "Ziel ist ein flächendeckendes Hospiz- und Palliativangebot in ganz Deutschland", beschreibt der Minister die Aufgabe. Dahinter steckt auf auch die Hoffnung, dass Menschen, die am Lebensende gut versorgt werden, nicht um Beihilfe zum Suizid oder um aktive Sterbehilfe bitten.
Auch spirituelle Betreuung ist wichtig
Seit sechs Monaten hat auch das Klinikum auf dem Venusberg eine Palliativstation. Dort geht es nicht darum, Menschen zu heilen, sondern den Schwerstkranken eine möglichst hohe Lebensqualität zu sichern. Cuhls lindert bei seinen Patienten nicht nur körperliche Symptome wie Schmerzen oder Übelkeit. Auch die spirituelle Betreuung ist wichtig.
In den vergangenen zehn Jahren habe sich viel getan, sagt er. "Früher herrschte an vielen Kliniken die Meinung, dass es nur darum geht, Leben zu retten. Die Sterbenden sollten andere pflegen." Inzwischen haben die meisten Universitätskrankenhäuser in Deutschland eine Palliativstation. Darüber hinaus gibt es über 200 stationäre Hospize und mehr als 250 Palliativstationen in anderen Krankenhäusern.
Der Bedarf wird weiterhin zunehmen
Der Bedarf ist hoch - und werde in Zukunft noch steigen. "Bis 2050 werden rund 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland über 65 Jahre alt sein." Daher sei die aktuelle Diskussion um eine Verbesserung der palliativen Pflege wichtig.
Die Arbeit des Pflegeteams an der Uniklinik unterscheide sich von der auf anderen Stationen, sagt Schwester Andrea El Khawaga, die ebenfalls in den Patientenzimmern hinter der großen Glastür in der Uniklinik arbeitet. Auf die acht Betten der Station kommen neun Vollzeitstellen. Das ermöglicht eine individuelle Pflege. "Auf Stationen, auf denen ein Arzt bis zu 40 Betten versorgen muss, leidet die Kommunikation", erklärt Khawaga. "Viele atmen hier erstmal durch. Der Druck lässt nach." Denn Khawaga und Cuhls lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie nehmen sich Zeit für ihre Patienten - und für die Angehörigen.
Zeit nehmen auch für die Angehörigen
Denn die palliative Betreuung geht über den Patienten hinaus. "Wir haben oft mehr mit den Angehörigen zu tun als mit den Patienten, weil sie teilweise nicht ansprechbar sind", so El Khawaga. Die starke Einbindung der Familien führe aber auch zu Konflikten. "Wenn der kranke Ehemann sagt, er könne nach Hause, die Frau das aber anders sieht, müssen wir vermitteln", erklärt Cuhls. Das beste Mittel sei dann das offene Gespräch.
Auch die spirituelle Unterstützung hat einen hohen Stellenwert in der Betreuung, wie Cuhls findet. "Katholische, evangelische und muslimische Seelsorger arbeiten eng mit uns zusammen." Um das leisten zu können, ist interdisziplinäres Arbeiten gefragt. Psychologen, Anästhesisten und Sozialarbeiter arbeiten Hand in Hand. Wöchentliche Therapiesitzungen gehören zum Angebot.
Vor allem emotional haben Schwester und Arzt die Arbeit mit den Schwerstkranken unterschätzt. "Auch wenn man weiß, dass die Patienten sterben, ist der Tod eine Belastung. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so sehr beschäftigen würde", erzählt Cuhls, der zuvor auch in der Notfall- und Intensivmedizin gearbeitet hat. Um mit dieser Belastung umzugehen, erhält das Team Supervisionen und tauscht sich untereinander aus.
Um eine umfassende Pflege leisten zu können, sei die Arbeit von Ehrenamtlichen wichtig, sagt El Khawaga. Im Moment gebe es an der Uniklinik Bonn einen Besuchsdienst durch Freiwillige. "Wir wollen das Ehrenamt noch stärker einbinden", sagt die Schwester.
Von Maike Müller (KNA)