Spaniens Ombudsmann wirft Kirche Missbrauchsvertuschung vor
Spaniens Ombudsmann für kirchlichen Missbrauch, Angel Gabilondo, hat am Freitag schwere Vorwürfe gegen den katholischen Klerus des Landes erhoben. "Den Opfern wurde selten geholfen", sagte er bei der Vorstellung eines Untersuchungsberichts am Freitag. Stattdessen seien Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch von der Kirchenhierarchie jahrzehntelang geleugnet worden.
Überdies sei versucht worden, die Täter durch Versetzung in andere Gemeinden oder gar Länder zu schützen, so Gabilondo. Der frühere Bildungsminister war Anfang 2022 vom spanischen Parlament mit einer unabhängigen Untersuchung zu Missbrauch in den Reihen der katholischen Kirche beauftragt worden.
Mehr als 200.000 Betroffene
Sein 777-seitiger Bericht, der unter anderem Aussagen von 487 Opfern enthält, nennt keine konkreten Fallzahlen. Allerdings wird auf eine eigens erstellte Umfrage mit mehr als 8.000 Teilnehmern verwiesen. Demnach haben 0,6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Spaniens, also mehr als 200.000 Personen, Missbrauch im kirchlichen Umfeld erlitten. Bei den Tätern handelte es sich den Angaben zufolge meist um Priester oder Ordensleute.
Gabilondo forderte die Einrichtung eines staatlichen Entschädigungsfonds, zu dem die Kirche "einen wesentlichen Beitrag" leisten müsse. "Es ist unvermeidlich, dass die Kirche mitarbeitet", betonte der Ombudsmann. Die Spanische Bischofskonferenz will sich am Montag in einer außerordentlichen Versammlung mit den Ergebnissen des Berichts befassen. Zudem wollen die Bischöfe Resultate einer eigenen Missbrauchsuntersuchung veröffentlichen. (KNA)