Mehrheit im Osten misst Kirchen keine Bedeutung für Gesellschaft bei
Eine große Mehrheit der Ostdeutschen misst christlichen Werten und den Kirchen keine Bedeutung für die Gesellschaft bei. Bei einer nicht repräsentativen, aber gewichteten Befragung des MDR unter mehr als 23.000 Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bewerteten am Montag 58 Prozent der Befragten die Bedeutung von christlichen Werten wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Versöhnung für die Gesellschaft als klein, nur 37 Prozent sahen eine große Bedeutung dieser Werte. Noch deutlicher votierten die Teilnehmer bei der Frage nach der Bedeutung der Kirchen: Hier erklärten 77 Prozent, dass die Kirchen wenig bis keine Bedeutung für die Gesellschaft hätten, nur 18 Prozent sahen das anders.
Analog zu diesen Daten sieht eine Mehrheit der Befragten kein Problem in Kirchenaustritten. Dass Austritte aus den Kirchen gesellschaftlich problematisch seien, bejahten nur 27 Prozent der Teilnehmer, 64 Prozent verneinten diese Aussage. 70 Prozent der Befragten äußerten schließlich die Erwartung, dass die Bedeutung der Kirchen für die Gesellschaft in Zukunft noch kleiner werde, während nur 3 Prozent von einer wachsenden Relevanz ausgingen. 20 Prozent erklärten, dass die Bedeutung der Kirchen etwa gleichbleiben werde.
Auch kirchliche Studie zeigt Bedeutungsverlust der Kirchen
Immerhin aber: Im sozialen Bereich wird den Kirchen noch eine wichtige Rolle beigemessen. 53 Prozent der Umfrageteilnehmer stimmten der Aussage zu, dass die Kirchen mit ihren sozialen Angeboten Lücken schließen, die der Staat offen lässt. 36 Prozent teilten diese Ansicht hingegen nicht.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen enormen Bedeutungsverlust der beiden großen Kirchen aufgezeigt. Demnach hat für fast acht von zehn Befragten Religion heute keine oder nur wenig Bedeutung. Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schwinden zudem schneller als bislang erwartet. Nach derzeitigem Trend werde der Anteil der christlich-konfessionell gebundenen Menschen in Deutschland schon 2024 unter 50 Prozent sinken. Die KMU wurde zum ersten Mal zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) durchgeführt (stz)