Bistumsbeauftragte: So weit sind die Planungen für den Katholikentag
Noch ein halbes Jahr, dann beginnt in Erfurt der 103. Deutsche Katholikentag. Für die relativ kleine thüringische Landeshauptstadt mit ihren rund 215.000 Einwohner ist das Christentreffen mit tausenden Teilnehmern durchaus eine Herausforderung. Gleiches gilt für das gastgebende Bistum Erfurt, dass weder finanziell noch personell zu den Schwergewichten unter Deutschlands Diözesen gehört. Wie weit sind vor diesem Hintergrund die Vorbereitungen für den Katholikentag bereits vorangeschritten? Welche Fragen und Probleme beschäftigen die Verantwortlichen derzeit? Wie weit sind die inhaltlichen Planungen für das Programm? Diese und weitere Fragen beantwortet Lea Feldhaus, Bistumsbeauftragte für den Katholikentag, im Interview mit katholisch.de.
Frage: Frau Feldhaus, in einem halben Jahr findet der Katholikentag in Erfurt statt. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf das Ereignis voraus?
Feldhaus: Natürlich freue ich mich schon sehr auf den Katholikentag. Je näher er rückt und je konkreter die Planungen werden, desto mehr wächst auch die Vorfreude. Ich denke, dass wir einen sehr schönen, lebendigen und auch gut organisierten Katholikentag erleben werden – und ich bin dankbar, dass ich im Vorfeld meinen Beitrag dazu leisten kann.
Frage: Und wie nehmen Sie die Stimmung in Erfurt und im Bistum wahr? Sind die Menschen dort ähnlich positiv gestimmt wie Sie?
Feldhaus: Auch hier gilt: Je konkreter die Planungen werden und je näher der Katholikentag rückt, desto mehr interessieren sich die Menschen dafür. Gerade im Bistum nehme ich wahr, dass sich viele Menschen mit dem Katholikentag beschäftigen und sich mit eigenen Ideen und Initiativen in die Vorbereitung einbringen wollen. Mich erreichen nahezu täglich Nachrichten von Pfarreien, Gruppen oder Einzelpersonen, die bei der Organisation mithelfen oder sich auf andere Weise beteiligen möchten. Da ist ganz viel Motivation spürbar, und das ist natürlich sehr schön.
Frage: Trotzdem liegt vor Ihnen und dem gesamten Organisationsteam nun sicher noch ein halbes Jahr mit sehr viel Arbeit. Wo stehen Sie aktuell in der Vorbereitung? Und was sind die nächsten Schritte?
Feldhaus: In den Planungen sind wir schon sehr weit. Aktuell kommen immer mehr konkrete organisatorische Aufgaben auf uns zu. Eine wichtige Aufgabe, mit der wir derzeit beschäftigt sind, ist zum Beispiel die Planung für die Kirchenmeile. Die Anmeldefrist dafür ist im September abgelaufen, und jetzt geht es darum, die geplanten Stände sinnvoll in der Stadt zu platzieren. Außerdem kümmern wir uns mit Hochdruck um die Privatquartier-Kampagne, die im Januar starten soll. Ziel der Kampagne wird es sein, die Bevölkerung in Erfurt und der näheren Umgebung zu motivieren, für auswärtige Besucherinnen und Besucher des Katholikentags Übernachtungsplätze zur Verfügung zu stellen. Wir freuen uns über jede Schlafgelegenheit, die die Menschen vor Ort zur Verfügung stellen.
„Die aktuellen Zahlen sind nur wenig aussagekräftig. Erfahrungsgemäß buchen die meisten Teilnehmenden ihre Tickets für Katholikentage eher kurzfristig.“
Frage: Sind Sie optimistisch, was die Gastfreundschaft der Menschen in Erfurt und Thüringen angeht?
Feldhaus: Ich denke schon, ja. Wir werden jedenfalls sehr stark dafür werben, Privatquartiere zur Verfügung zu stellen. Und dadurch, dass wir uns nicht nur auf Erfurt konzentrieren, sondern auch die verkehrsmäßig gut angebundenen Nachbarstädte wie Weimar oder Jena in den Blick nehmen, werden wir am Ende hoffentlich genug Plätze anbieten können.
Frage: Seit dem Spätsommer kann man bereits Tickets für den Katholikentag buchen. Können Sie sagen, wie viele Menschen sich schon für das Treffen angemeldet haben?
Feldhaus: Die aktuellen Zahlen sind nur wenig aussagekräftig. Erfahrungsgemäß buchen die meisten Teilnehmenden ihre Tickets für Katholikentage eher kurzfristig. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Anmeldungen erst ab Februar richtig Fahrt aufnehmen werden. Aktuell sind die Zahlen aber vergleichbar zu anderen Katholikentagen zu der Zeit und liegen sogar ein bisschen darüber.
Frage: Bleibt es bei der bislang kommunizierten Prognose von 20.000 Teilnehmern?
Feldhaus: Ja, das ist die Zahl, mit der wir weiterhin kalkulieren.
Frage: Zuletzt hat Ihr Bistum angekündigt, die Ticketpreise für alle Menschen, die auf dem Gebiet der Diözese leben, zur Hälfe zu übernehmen. Statt 100 Euro für eine Dauerkarte im Vorverkauf zahlen Einzelpersonen also nur 50 Euro, Familien statt 145 Euro nur 72,50 Euro. Warum hat das Bistum sich zu diesem Schritt entschlossen? Haben Sie Angst, dass sonst zu wenige Thüringer am Katholikentag in der eigenen Diözese teilnehmen?
Feldhaus: Nein, Angst haben wir keine. Es geht uns mit dem Angebot einfach darum, möglichst vielen Menschen aus unserem Bistum und der Region die Teilnahme am Katholikentag zu ermöglichen. Schließlich ist der Katholikentag in Erfurt für viele eine einmalige Chance, ein solches Treffen quasi vor der eigenen Haustür zu erleben. Das Angebot ist auch eine Möglichkeit, den vielen Menschen Danke zu sagen, die sich in Erfurt und dem gesamten Bistum für den Katholikentag engagieren und dieses Treffen durch ihre Mitarbeit überhaupt erst möglich machen. Da wirken übrigens auch viele Nichtchristen mit, zum Beispiel in den Ämtern und Behörden. Die reduzierten Tickets sind auch an sie eine herzliche Einladung.
Frage: Nun ist es aber ja so, dass etwa Studierende, Auszubildende oder Erwerbslose aus sozialen Gründen ohnehin die Möglichkeit haben, Tickets für den Katholikentag zu ermäßigten Preisen zu kaufen. Warum braucht es trotzdem noch eine spezielle Rabattierung für die Thüringer Teilnehmer? Hat das Angebot des Bistums nicht eine soziale Schieflage, weil manche Menschen, selbst wenn sie es finanziell gar nicht nötig haben, nun in den Genuss einer großzügigen Subventionierung kommen?
Feldhaus: Ich kann Ihre Fragen nachvollziehen. Allerdings war es auch bei früheren Katholikentagen schon so, dass das jeweils gastgebende Bistum sich Gedanken darüber gemacht hat, wie es den Menschen vor Ort die Teilnahme erleichtern konnte. Ich möchte zudem darauf hinweisen, dass sich unser Angebot nicht nur an die Katholiken im Bistum richtet, sondern ausdrücklich an alle Menschen. In Thüringen sind gut 70 Prozent der Bevölkerung kein Mitglied einer Kirche oder Religionsgemeinschaft. Vielleicht schaffen wir es also, auch Thüringerinnen und Thüringer für den Katholikentag zu begeistern, die nicht in der Kirche sind, schließlich ist der Katholikentag offen für alle.
Frage: Mit welchen zusätzlichen Kosten rechnet das Bistum durch die Ticket-Subventionierung?
Feldhaus: Das hängt natürlich davon ab, wie stark das Angebot genutzt wird. Aber wir haben das Ganze vorher seriös durchgerechnet. Und wenn das Bistum das nicht hätte finanzieren können, hätten wir das Angebot nicht gemacht.
Frage: Die Kosten für die Aktion sind aber noch nicht in den 600.000 Euro enthalten, mit denen das Bistum den Katholikentag mitfinanziert, oder?
Feldhaus: Nein, die 600.000 Euro sind die Beteiligung des gastgebenden Bistums an den Gesamtkosten des Katholikentages. Die Ticket-Aktion ist eine davon unabhängige Bistumsinitiative und wendet sich ausschließlich an Thüringer Besucherinnen und Besucher des Katholikentages.
„Natürlich müssen wir angesichts der kleineren Veranstaltungszahl im Vergleich zu Stuttgart Prioritäten setzen und mitunter schmerzhafte Entscheidungen treffen.“
Frage: Schauen wir mal auf das inhaltliche Programm des Katholikentags. Wie ist da der aktuelle Stand?
Feldhaus: Das Programm ist natürlich noch in Arbeit. Aktuell werden schon Referierende und Mitwirkende eingeladen, die im Frühjahr eingereichten Vorschläge für Veranstaltungen sind bereits durch verschiedene Arbeitskreise gesichtet und durch die Katholikentagsleitung beschlossen worden. Die Veröffentlichung des fertigen Programms ist dann für März geplant.
Frage: Bleibt es denn dabei, dass es im Vergleich zum Stuttgarter Katholikentag deutlich weniger Veranstaltungen geben wird? Statt 1.500 Veranstaltungen dort wurde für Erfurt ja früh die Zahl von nur 500 Veranstaltungen genannt.
Feldhaus: Und dabei wird es auch bleiben.
Frage: Das heißt, Sie müssen das Programm des Katholikentags im Vergleich zu Stuttgart um satte zwei Drittel reduzieren. Damit fallen zwangsläufig viele Veranstaltungen durchs Raster. Wie schwer ist vor diesem Hintergrund der Auswahlprozess?
Feldhaus: Der Begriff "reduzieren" stimmt nicht ganz, weil er sich so anhört, als hätte es für Erfurt bereits ein feststehendes Programm gegeben, das dann zusammengestrichen worden wäre. Hier entsteht aber ein völlig neues Programm. Natürlich müssen wir angesichts der kleineren Veranstaltungszahl im Vergleich zu Stuttgart Prioritäten setzen und mitunter schmerzhafte Entscheidungen treffen. Zugleich gibt uns die Reduzierung aber die Chance, das gesamte Programm stärker auf das diesmal besonders aktuelle Leitwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens" zu fokussieren. Gleichwohl bemühen sich die Programmverantwortlichen selbstverständlich darum, möglichst viele Menschen und Organisationen mit ihren Programmideen zu berücksichtigen.