Manfred Ruge kritisierte inhaltliche Ausrichtung von Treffen

Nach Streit: Chef des Katholikentag-Trägervereins tritt zurück

Veröffentlicht am 09.12.2023 um 12:05 Uhr – Lesedauer: 

Erfurt ‐ Kommt die ostdeutsche Perspektive beim Katholikentag in Erfurt 2024 zu kurz? Diese Kritik hatte Manfred Ruge, der Vorsitzende des Trägervereins, in Richtung Bistum Erfurt und ZdK geäußert. Die Auseinandersetzung ist nun eskaliert.

  • Teilen:

Nach einem offenen Streit über die inhaltliche Ausrichtung des Deutschen Katholikentags in Erfurt Ende Mai hat der Vorsitzende des Trägervereins, Manfred Ruge, offenbar seinen Rücktritt erklärt. Wie die "Thüringer Allgemeine" (Samstag) unter Berufung auf Ruge berichtet, habe der ehemalige Erfurter Oberbürgermeister seinen Rücktritt auf der Mitgliederversammlung des Katholikentag-Trägervereins am Mittwochabend bekannt gegeben. Kernpunkt des Streits unter den Organisatoren war die Frage, ob ostdeutsche Perspektiven bei dem fünftägigen Großevent ausreichend berücksichtigt werden. Ruge hatte öffentlich kritisiert, ostdeutsche Themen und Protagonisten seien im Programm unterrepräsentiert: "Wir sitzen unten am Katzentisch. Unsere Geschichten dürfen wir nicht erzählen."

Das Bistum Erfurt und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter sind gegenteiliger Ansicht und hatten die Kritik zurückgewiesen. Bischof Ulrich Neymeyr und ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp bezeichneten Ruges Äußerungen als Belastung für die Zusammenarbeit. Neymeyr warf dem 78-Jährigen zudem "vereinsschädigendes Verhalten" vor. Der Laiendachverband und das Bistum erklärten, das Programm befinde sich noch in der Planungsphase und werde erst im März final feststehen. Es sei von Anfang an vereinbart worden, dass eine ostdeutsche Perspektive und spezifisch regionale Themen gebührende Berücksichtigung im Programm fänden.

Ruge: "Selbstbewusste Christen" in Ostdeutschland

Ruge begründete laut Zeitung seinen Rücktritt mit der Reaktion von ZdK und Bistum auf seine Programm-Kritik. In seiner Stellungnahme schreibe er: "In mehr als 70 Jahren Diaspora und Ökumene haben wir uns im deutschen Osten zu selbstbewussten Christen entwickelt." Dem ZdK war werfe er vor, nach einem Leitspruch von Walter Ulbricht zu verfahren, von 1950 bis 1971 an der Spitze des Zentralkomitees der SED: "Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand behalten." Auf Nachfrage der "Thüringer Allgemeinen" erklärte das ZdK am Freitagabend demnach: "Ein Rücktrittsschreiben Manfred Ruges vom Vorsitz des Trägervereins des 103. Deutschen Katholikentags liegt weder dem Trägerverein noch dem Geschäftsführer des Katholikentags, Roland Vilsmaier, vor."

Zum Katholikentag vom 29. Mai bis 2. Juni 2024 in Erfurt erwarten die Veranstalter rund 20.000 Teilnehmende aus ganz Deutschland. Unter dem Leitwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens" sind rund 500 Veranstaltungen geplant. Nach Leipzig 2016 ist der alle zwei Jahre stattfindende Katholikentag erstmals wieder in Ostdeutschland zu Gast. (KNA)