Letztes Männerkloster der Trappisten im deutschsprachigen Raum

Zukunft von Stift Engelszell und seinem Bier weiter ungeklärt

Veröffentlicht am 15.12.2023 um 15:24 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Linz ‐ Mit ihrem baldigen Weggang verlieren die Trappisten ihr letztes Männerkloster im deutschsprachigen Raum: Bei der Nachnutzung des Stifts Engelszell will der Orden nun auch Kompromisse eingehen und eine bisherige Bedingung aufgeben.

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Noch keine tragfähige Lösung für die Zukunft des österreichischen Stifts Engelszell: Das Trappistenkloster im Ort Engelhartszell an der Donau hat die Auflösung des Konvents zum Jahresende 2024 bereits vor Monaten bekanntgegeben; die künftige Nutzung des Gebäudekomplexes ist jedoch weiter offen, wie der Leiter der beauftragten Ordenskommission, Abt Samuel Lauras vom tschechischen Trappistenkloster Novy Dvur, bei einer Pressekonferenz mitteilte. "Neben der Gemeinde geht es uns um die Mitarbeiter und die verbliebenen Mönche", erklärte Lauras laut den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Freitag).

Bei der Suche nach Optionen wolle der Orden nun auch Kompromisse eingehen und die bisherige Bedingung einer kirchlichen Nutzung aufgeben, so Lauras. Auch werde das Stift nicht mehr nur als Einheit angeboten. Interessierte könnten auch "nur für gewisse Teile des Stiftsbesitzes Ideen zur künftigen Nutzung vorlegen", erklärte der Kommunikationsbeauftragte des Stifts, Winfried Hinzen. Mittlerweile habe auch die Diözese Linz Interesse gezeigt, eine Übernahme von wesentlichen Teilen des Stifts zu prüfen.

Letztes Männerkloster im deutschsprachigen Raum

Der Grundbesitz von Stift Engelszell ist sehr bescheiden; ein Großteil der Einnahmen kommt aus der Gebäudevermietung und dem Tourismus mit Klosterladen. Zu den wirtschaftlichen Bereichen des Trappistenklosters gehören zudem eine Likörproduktion und eine kleine Brauerei, die jährlich 30.000 Liter Hochprozentiges und 100.000 Liter Trappistenbier vor allem für den Export produzieren; ferner ein Heizkraftwerk sowie eine Landwirtschaft. In einem Teil der Gebäude ist ein Seniorenwohnheim der Caritas untergebracht. Der Orden hat zugesagt, dass dieses für die kommenden 30 Jahre weiter bleiben kann.

Stift Engelszell war 1925 von Trappisten-Mönchen aus dem elsässischen Oelenberg wiederbesiedelt und zu einer neuen Blüte gebracht worden. Zuvor gab es dort von 1293 bis 1786 ein Zisterzienserkloster, das danach lange leer stand. 1939 wurde das Kloster von den Nationalsozialisten enteignet; vier Mönche starben im Konzentrationslager. 1945 kehrten die Mönche zurück.

Mit dem baldigen Weggang des Ordens – begründet durch Nachwuchsmangel und das hohe Alter der vier verbliebenen Mönche – verlieren die Trappisten ihr letztes Männerkloster im deutschsprachigen Raum. Weltweit gab es laut Ordensangaben rund 100 Männer- und 75 Frauenklöster. Die Trappisten werden auch "Zisterzienser der strengen Observanz" genannt. Ihr Name geht auf das französische Kloster "La Trappe" zurück. (KNA)