3.000 Sänger erzählen mit Musical die Weihnachtsgeschichte
Man merkt ihm seine Begeisterung beim Erzählen an. Im Hintergrund dringen Musik und Gesang aus dem Saal. Es sind weihnachtliche Klänge, die diesen Nachmittag erfüllen. Dieter Falk freut sich darauf, in wenigen Augenblicken rund 800 Sängerinnen und Sänger zu überraschen. Denn sie proben seine Lieder – und wissen noch nicht, dass der Komponist heute selbst dabei ist.
Seine Melodien ergeben gemeinsam mit den Texten von Michael Kunze eine besondere Weihnachtsgeschichte, die das Chormusical "Bethlehem" erzählt. Am Samstag feiert es in Düsseldorf Premiere – dann mit insgesamt 3.000 Sängerinnen und Sängern. Im nächsten Jahr soll das Stück auf Deutschlandtour gehen und im Advent auch in anderen Städten zu hören und zu sehen sein.
Premiere eigentlich füe 2020 geplant
Das große Mitmach-Projekt – Einzelsänger und Chöre konnten sich dafür anmelden – macht das Musical zu einem besonderen Erlebnis. "Mit Musik, die Emotionen weckt und Texten, die nachdenklich machen", wirbt der Veranstalter, die evangelische Stiftung Creative Kirche. Ursprünglich war die Premiere im Advent 2020 geplant, wurde aber wegen Corona verschoben. "Als wir uns zu der Inszenierung des Musicals 'Bethlehem' entschlossen, ahnten wir nicht, dass die Premiere in eine Zeit traurigster Aktualität fallen könnte", so die Stiftung.
Für Komponist Dieter Falk ist klar, welche Botschaft von dem Musical ausgehen soll, besonders in den Nahen Osten: Kein Wort komme in den Texten häufiger vor als "Frieden". Er hoffe und bete, "dass es anders wahrgenommen wird, wenn ein 3.000 Personen starker Chor diese Botschaft überbringt".
Warum ist die Weihnachtsgeschichte so aktuell? Damals wie heute stehen Fremde vor verschlossenen Türen, sind Herrscher um jeden Preis machtbesessen. König Herodes ging für seine Macht über Leichen, Maria und Josef gingen von Tür zu Tür, um eine Unterkunft zu finden. Der Sprung in die Vergangenheit fühlt sich gar nicht wie einer an. Aber am Ende finden Maria und Josef eine Unterkunft und Herodes' mörderischer Plan, Jesus umzubringen, wird vereitelt.
Ein kleines Orchester und eine Band unterstützen den Mega-Chor und die elf Solistinnen und Solisten. Marie Wegener, Gewinnerin der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" 2018, spielt die Rolle der Maria. An ihrer Seite ergänzen Sängerinnen und Sänger aus der Pop- und Musicalszene das Ensemble.
Das Projekt sei "ökumenisch durch und durch", sagt ein Sänger am Rande der Probe. Das Miteinander von Christen verschiedener Konfessionen werde einfach gelebt. Das bestätigt auch Falk: Unter den rund 50 Chören sind evangelische wie katholische Gemeinschaften. Ganz besonders freut er sich über einen Schulchor aus Recklinghausen. Es liegt dem Komponisten am Herzen, dass Kinder und Jugendliche bei diesem generationsübergreifenden Musical mitsingen. Die jüngste Sängerin ist acht Jahre alt, die älteste über 80.
Lieder mit Ohrwurmcharakter
Zuhörer können sich auf Lieder mit Ohrwurmcharakter freuen. Bach-Fan Falk hat Melodien des großen Komponisten in seine Stücke einfließen lassen. Auch bekannte Weihnachtsmelodien sind zu hören, darunter "Joy to the world" und "Maria durch ein' Dornwald ging".
Songwriter Michael Kunze ist bekannt als Autor von Musicals wie "Elisabeth" und "Tanz der Vampire" sowie zahlreicher Lieder national und international bekannter Sänger. Mit Falk schrieb er für die Creative Kirche bereits die Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther", die in den Jahren 2010 und 2015 uraufgeführt wurden. Viele Sängerinnen und Sänger von "Bethlehem" waren schon bei vorherigen Projekten beteiligt.
Als Falk auf die Bühne kommt, gibt es im Saal kein Halten mehr. "Wherever you go, I'm on your side" ("Wo auch immer du bist, ich bin an deiner Seite") stimmen alle in seinen Song ein. Mit dem Ohrwurm, den er während der Corona-Zeit komponiert hat, singen sich die Chöre bei den Proben warm. Falk begleitet das Stück am Keyboard und ist in seinem Element. Trotzdem ist für ihn nach "Bethlehem" erst einmal Schluss mit religiösen Chormusicals. Er will sich anderen musikalischen Projekten widmen. Ein weiteres Werk gemeinsam mit Kunze schließt er aber nicht aus.