Im Zentrum steht dieses Mal die Amazonas-Region

Mit Kamel in der Kirche: In Kempten beginnt Sternsinger-Aktion 2024

Veröffentlicht am 29.12.2023 um 16:30 Uhr – Von Christopher Beschnitt (KNA) – Lesedauer: 

Kempten ‐ Um den 6. Januar ziehen bundesweit wieder kleine Könige umher und sammeln singend Geld für hilfsbedürftige Kinder. Der offizielle Bundesstart der Dreikönigsaktion fand nun in Kempten statt. Dort spielte auch schwarze Schminke wieder eine Rolle.

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Es ist ein Bild für die Götter – Pardon, für den Einen natürlich: Rund 600 Sternsinger mit funkelnden Kronen aus Gold und Edelsteinen, mit farbenfrohen Gewändern und mit Sternen- und Kometenschweif-Stäben sind hier versammelt. Hier, in der nicht minder prächtigen Barock-Basilika Sankt Lorenz in Kempten im Allgäu. Das katholische Gotteshaus ist Schauplatz des Bundesstarts des Dreikönigssingens, jener Aktion, bei der Kinder von Haus zu Haus ziehen und Geld für den guten Zweck sammeln.

Beim offiziellen Auftakt – einem Gottesdienst mit dem für Kempten zuständigen Augsburger Bischof Bertram Meier – gibt es neben all den Majestäten noch eine weitere Attraktion: Ein Kamel steht mitten in der Kirche. Die Weisen aus dem Morgenland sind eben umweltfreundlich unterwegs. Passt doch, schließlich geht es beim Dreikönigssingen diesmal um das Thema Schöpfung.

Die 66. Sternsinger-Aktion hat das Motto "Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit". Das Leitwort soll laut den Trägern – dem Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) – darauf verweisen, wie wichtig der Schutz von Umwelt und Kulturen ist.

Die Weltkugel in der Krippe

Die Basilika ist passend dekoriert: Eine blaue Stoffbahn zieht sich durch das Gotteshaus. Das von Hunderten Kronen gesäumte Sinnbild für den Amazonas reicht bis zum Chorraum, wo neben dem Jesuskind in der Krippe eine Weltkugel liegt. Obenauf ist Südamerika zu sehen. Passend wiederum, dass der Bischof in seiner Predigt die indigene Bevölkerung am Amazonas würdigt.

Sie habe über Jahrhunderte gelernt, im Einklang mit der Schöpfung zu leben, sagt er. Dieses Wissen zu bewahren, Erfahrungen unter Volksgruppen auszutauschen und allen ein gutes Leben zu ermöglichen, das fördere das Kindermissionswerk durch das Sternsingen. "Aus diesem Grund passt es auch gut, dass wir die bundesweite Eröffnung hier in Kempten feiern, denn gerade im Allgäu sind die Menschen oft sehr naturverbunden und schätzen Tradition."

Bild: ©KNA/Christopher Beschnitt

"Gerade im Allgäu sind die Menschen oft sehr naturverbunden und schätzen Tradition", sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier.

Nicht jede Tradition indes überdauert die Zeiten kritiklos. Dazu gehört, dass sich eins der Kinder in der Sternsingergruppe das Gesicht mit schwarzer Theaterfarbe schminkt. Dieser Brauch ist heute verpönt, da er vielen als herabwürdigend für Menschen dunkler Hautfarbe gilt. Auch das Kindermissionswerk rät davon ab: "Weil die Gleichung von Hautfarbe und Herkunft nicht mehr aufgeht: Schwarze Menschen kommen nicht 'automatisch' aus Afrika. Wenn früher ein Sternsinger schwarz geschminkt wurde, sollte er den 'afrikanischen König' darstellen. Dieser Sinn, den das Schminken einst hatte, ist heute nicht mehr erkennbar."

Schwarz schminken "gehört dazu"

Trotzdem sind beim Fest in Kempten schwarz geschminkte Kinder dabei. Ben zum Beispiel. Der Zwölfjährige sagt: "Für mich gehört's einfach dazu, dass ein Mohr dabei ist. Ich hab die Rolle gerne übernommen, weil sie am meisten spricht." Severin, 15, ergänzt: "Wir verarschen durch die Schminke ja niemanden. Man muss das halt ernst nehmen und darf es nicht lächerlich machen."

Bild: ©KNA/Christopher Beschnitt

Der Segen ist fester Bestandteil der Sternsinger-Aktion.

Dann sei das in Ordnung, meint Samuel, ebenfalls 15. Er hat dunkle Haut und sagt: "Ich finde es bei Kindern ganz normal, dass sie sich anmalen, es freut mich, dass sie so in ihrer Rolle aufgehen. Solange die Schminke nichts Problematisches darstellen soll, hab ich nichts dagegen." Die zwölfjährige Emilia ficht die Debatte nicht an: "Ich find's einfach schön, mit anderen Kindern Spaß zu haben, ich mag die Gemeinschaft."

Die Kinder stehen inzwischen draußen auf dem Rathausplatz. Dorthin sind sie von der Basilika aus gezogen. Nach zig gesungenen Liedern werden sie jetzt so verköstigt, wie es sich im Allgäu gehört: mit Kässpätzle. Und noch mehr ist für sie geboten: ein Sternsinger-Weihnachtsmarkt mit Amazonien-Märchenzelt und ein Schoko-Parcours samt Infos zum Anbau von Kakao.

Das Ende des Eröffnungsfests bildet eine Abschlussandacht in der evangelischen Sankt-Mang-Kirche - als Zeichen ökumenischer Verbundenheit. Dabei gibt es schon mal einen Blick in die Zukunft: Sternsinger aus dem Erzbistum Paderborn übernehmen den "Staffelstern" – der nächste Aktionsstart wird in einem Jahr in Westfalen stattfinden.

Von Christopher Beschnitt (KNA)