Nobelpreisträger: Menschheit wird "göttliche" Schöpfungsmacht erhalten

Die Menschheit wird nach Worten des Astronomen Didier Queloz noch in diesem Jahrhundert in der Lage sein, künstliches Leben im Labor zu erschaffen. "Meiner Ansicht nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis uns das gelingen wird. Wir werden also eine Art göttliche Macht erlangen", sagte der Physik-Nobelpreisträger von 2019 im Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag online).

Queloz Spezialgebiet ist die Erforschung des Lebensursprungs. Seit 2021 baut der Schweizer Astrophysiker an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich ein Zentrum auf, das sich dieser Forschung widmet.

Geheinmisse würden irgendwann gelöst

Der Wissenschaftler räumte ein, dass es bislang noch keine wissenschaftlich belastbare Theorie für den Ursprung des Lebens gebe. Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Geheimnisse um die Physik des Urknalls und die Entstehung des Lebens irgendwann gelöst würden. Dafür braucht es laut Queloz eine intensive Zusammenarbeit verschiedener Forschungsrichtungen. "Die Antwort auf die Frage nach der Entstehung von Leben wird uns nur durch eine Kombination vieler verschiedener Blickwinkel gelingen."

Den theologischen Ansatz einer Schöpfungsgeschichte durch Gott lehnt der Wissenschaftler hingegen ab. "Braucht es einen Gott, um das Feuer der Sonne zu entzünden? Nein." So sei die Physik bereits in der Lage, durch das Aneinanderbringen zweier Wasserstoffkerne das Sonnenlicht künstlich zu simulieren. "So ist es auch beim Leben. Wenn die Bedingungen stimmen, wird Leben entstehen", erklärte Queloz. "Ich sehe keine Notwendigkeit für ein anfängliches Anschubsen durch einen Schöpfergott." (KNA)