Bewohner schlugen Gruppe die Türen vor der Nase zu

Weil kein angemaltes Kind dabei war: Sternsinger erleben Ablehnung

Veröffentlicht am 03.01.2024 um 11:11 Uhr – Lesedauer: 

Tillmitsch ‐ Weil kein Kind mit schwarz angemaltem Gesicht dabei war, hat eine Sternsinger-Gruppe in Österreich von mehreren Haushalten Ablehnung erfahren. "Wenn ihr keinen Schwarzen dabei habt, brauchts gar net erst reinkommen", habe ein Bewohner erklärt.

  • Teilen:

Eklat beim Sternsingen in Österreich: Weil bei einer Sternsinger-Gruppe in Tillmitsch im Bundesland Steiermark kein Kind mit schwarz angemaltem Gesicht dabei war, haben zwei Haushalte der Gruppe laut einem Medienbericht die Türen vor der Nase zugeschlagen. "Wenn ihr keinen Schwarzen dabei habt, brauchts gar net erst reinkommen" und "Wo ist euer Mohr? Ihr habt keinen? Dann auf Wiederschaun!" wurde den Kindern laut Aussagen ihrer erwachsenen Betreuerin zur Begründung gesagt, wie die "Kleine Zeitung" am Mittwoch berichtete. In einem dritten Haushalt sei die Gruppe zudem erst nach Diskussionen über Hautfarben eingelassen worden.

Gegenüber der Zeitung erklärte die Betreuerin, dass die beteiligten Kinder die Welt nicht mehr verstanden hätten. "Diese Kinder haben sich in ihrem Leben noch niemals Gedanken über 'schwarz', 'rot', 'gelb' oder 'weiß' gemacht, weil sie es weder von den Eltern noch im Kindergarten und der Volksschule je gehört haben", so die Betreuerin. Hautfarbe habe für sie keinerlei Bedeutung. In der Schule werde Inklusion und das "große Miteinander" gelebt, egal, wo jemand herkomme. "Trotzdem stehen wir dann an diesem Tag vor verschlossenen Türen, weil halt kein Kind mit schwarzer Schmiere im Gesicht dabei ist."

Diözese: Derart heftige Reaktionen "sehr selten"

Als mögliche Motivation für die Zurückweisungen vermutete die Betreuerin aggressives Beharren auf Althergebrachtem. Gleichzeitig würden allerdings Menschen nicht selten bereits die Polizei verständigen, wenn jemand mit tatsächlich dunklem Hautton nur in der Nähe des eigenen Gartens unterwegs sei: "Da finde ich es heuchlerisch und unter jedem Anstand, vier Kindern, die sich lange auf diesen Tag vorbereitet haben, frühmorgens in den Ferien aufgestanden sind, um in ihrer Freizeit Segen in die Häuser zu bringen, die Tür vor der Nase zuzuschlagen."

Die Diözese Graz-Seckau erklärte, dass derart heftige Reaktionen "sehr selten" seien. "Es kommt schon immer wieder vor, dass Leute fragen, warum keiner der Könige im Gesicht schwarz angemalt ist. Aber die wenigsten reagieren aggressiv", sagte Julia Radlingmayer, diözesane Referentin der Dreikönigsaktion, der "Kleinen Zeitung". Bindende Vorgaben für das Gesichtsschminken gebe es seitens der Dreikönigsaktion nicht, man empfehle den Pfarren allerdings seit Längerem, darauf zu verzichten. Der Grund laut Radlingmayer: "Wenn man wie die Dreikönigsaktion für eine gerechtere Welt eintritt, sollte es keine Rolle spielen, welche Hautfarbe jemand hat oder nicht hat." Von den rund 13.000 Kindern, die in diesem Jahr landesweit als Heilige Drei Könige unterwegs sind, seien die meisten inzwischen ohne aufgemalte Gesichtsfarbe unterwegs, wenngleich einige Pfarren noch an der alten Tradition des Schminkens festhalten würden.

Diskussionen über geschminkte Sternsinger auch in Deutschland

Die Betreuerin der betroffenen Kinder erklärte, dass man die Vorfälle mit den Kindern ausführlich nachbesprochen habe. Zudem erklärte sie: "Wir wollen den überwiegenden Teil der Bevölkerung nicht vergessen, der uns mit Freuden die Türen geöffnet und sich über die Segenswünsche sehr gefreut hat."

Auch in Deutschland gab es in den vergangenen Jahren Diskussionen über geschminkte Sternsinger. Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger", einer der Träger der Aktion Dreikönigssingen, empfiehlt auf seiner Internetseite bereits seit längerer Zeit, auf das Schminken von Gesichtern zu verzichten. "Wenn früher ein Sternsinger schwarz geschminkt wurde, sollte er den 'afrikanischen König' darstellen. Dieser Sinn, den das Schminken einst hatte, ist heute nicht mehr erkennbar. Beim Sternsingen sind alle Kinder eingeladen, Könige zu sein. Sie dürfen sich unabhängig von ihrem Äußeren aussuchen, welchen König sie darstellen wollen", so das Hilfswerk. (stz)