Bistum Regensburg: Diakon wegen Volksverhetzung verurteilt
Das Amtsgericht Deggendorf hat einen Diakon wegen Volksverhetzung verurteilt. Wie der Bayerische Rundfunk meldet, sprach das Gericht den Geistlichen am Freitag schuldig, bei einer Gedenkfeier für NS-Opfer in einer Klinik den Holocaust verharmlost zu haben. Nun muss er eine Geldstrafe von 7.000 Euro und die Kosten des Verfahrens zahlen. Der Geistliche war als Seelsorger in der Klinik eingesetzt. Der zuständige Klinikdirektor erteilte dem Geistlichen im Anschluss an die Rede Hausverbot, das Bistum distanzierte sich von seinen Äußerungen.
Nach Ansicht des Gerichts sei der Angeklagte mit seiner Rede über die Grenze der freien Meinungsäußerung hinausgegangen. Nach Angaben von Zeugen hatte der Diakon in seiner Rede unter anderem behauptet, die Menschheit werde "von den globalen Erben der nationalsozialistischen Eugeniker bedroht" – also von Anhängern des Rassenwahns der NS-Zeit. Seine These: Amerikaner hätten 1.600 Nazi-Wissenschaftler in die USA geschmuggelt; Milliardäre hätten die "totale Kontrolle" an sich "gerissen" und planten nun die Weltbevölkerung zu reduzieren und sie "mit transhumanen Robotern zu ersetzen".
Verschwörungsmythen und Religion: Was sie verbindet und was sie trennt
In Krisen suchen viele Menschen nach Halt. Einige finden ihn im Glauben an Verschwörungsmythen. Der Religionswissenschaftler Michael Blume ist Experte für dieses Thema und erklärt im katholisch.de-Interview Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Religionen und Verschwörungsglauben.
Der Diakon habe in seiner Verschwörungsrede mehrmals einen Bezug zu NS-Morden hergestellt. Dabei handle es sich um eine Genozid-Theorie, so das Gericht. Es könne jedoch keine antisemitische Gesinnung beim Angeklagten erkennen. Die Staatsanwaltschaft nannte den Angeklagten im Prozess einen "geistigen Brandstifter" und forderte, ihn wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von insgesamt 15.000 Euro zu verurteilen. Die Verteidigung sah die Äußerungen des Diakons durch die Meinungsfreiheit gedeckt und plädierte auf Freispruch. Der Diakon ließ sich von lokalen Medien mit einem Augustinus-Zitat wiedergeben: "Die Wahrheit ist wie ein Löwe. Man muss sie nicht verteidigen". (ben)