Nach Sex-Party im Pfarrhaus: Priester droht jahrelange Haft
Der polnische Priester, der im vergangenen Jahr eine Sex-Party im Pfarrhaus veranstaltet hat, ist von der Polizei festgenommen worden. Laut der Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" (Donnerstag) hat die Staatsanwaltschaft gegen den Geistlichen aus dem Bistum Sosnowiec im Süden Polens einen Haftbefehl erlassen und Anklage in vier Fällen erhoben. Der Priester wird nun für zunächst zwei Monate in Untersuchungshaft genommen. Bei einer Verurteilung droht ihm ein Strafmaß von bis zu zehn Jahren Gefängnis.
Die Sex-Party Ende August wurde im Herbst polizeibekannt, da einer der Beteiligten einen Krankenwagen gerufen hatte, nachdem ein Teilnehmer nach der Einnahme von Potenzmitteln ohnmächtig geworden war. Die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft beziehen sich daher auf Drogendelikte und unterlassene Hilfeleistung: Der Priester soll die Rettungskräfte zunächst nicht in die Wohnung gelassen haben. Einer der Drogenvorwürfe stehe im Zusammenhang mit "sexueller Selbstbestimmung und Moral", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber der Zeitung.
Jahrelanger moralischer Verfall des Bistums beklagt
Nach der Veröffentlichung des Vorfalls in der "Gazeta Wyborcza" suspendierte das Bistum den Priester und setzte eine Untersuchungskommission ein, im Oktober wurde ein kirchliches Strafverfahren eröffnet. "Die von der Kommission festgestellten Tatsachen, die sich auf die Aussagen der befragten Personen stützen, lassen den Schluss zu, dass Pater Tomasz Z. zusammen mit zwei anderen Laien einen sehr schweren Verstoß gegen moralische Normen begangen hat, den die Kirche nicht duldet und aufs Schärfste verurteilt", teilte ein Bistumssprecher gegenüber der Zeitung mit und betonte die Empörung der Gläubigen über die mutmaßlichen Taten. Zudem kündigte er Konsequenzen an: "Durch sein Verhalten hat Pater Tomasz Z. die Pflichten des kirchlichen Standes schwer verletzt, was nach dem Kirchenrecht als Straftat bewertet werden kann."
Im Oktober nahm Papst Franziskus den Rücktritt des Sosnowiecer Bischofs Gregor Kaszak an. Einen Grund für den Rücktritt des erst 59-Jährigen gaben weder Bistum noch Heiliger Stuhl an. Kaszak bat in einem Schreiben an die Gläubigen und Geistlichen seiner Diözese "um Vergebung meiner menschlichen Begrenztheit". Sollte er jemanden beleidigt oder etwas vernachlässigt haben, tue ihm das sehr leid, so der zurückgetretene Bischof. Der frühere Sekretär im Päpstlichen Familienrat leitete das Bistum seit 2009. Das Bistum war bereits zuvor in den Schlagzeilen. Nach Missbrauchsvorwürfen wurde das Priesterseminar in den ersten Jahren der Amtszeit Kaszaks geschlossen. Beobachter kritisierten einen über Jahre andauernden moralischen Verfall in der Diözese. (fxn)