Wiener Theologen reagieren auf Kritik an früherem Text

Tück und Körtner: Theologie braucht Rückbesinnung auf Gott und Kirche

Veröffentlicht am 15.01.2024 um 12:56 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Welche Beziehung sollte die Theologie zur Kirche einnehmen, wenn immer mehr Menschen mit der Institution nichts mehr anfangen können? Die Wiener Theologen Jan-Heiner Tück und Ulrich Körtner reagieren nun auf Kritik an ihrer Antwort auf diese Frage.

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Die Wiener Theologen Jan-Heiner Tück und Ulrich Körtner haben eine Rückbesinnung der Theologie auf Gott und Kirche gefordert. "Ohne solche Orientierung droht sich der Gottesgedanke ins Nebulöse zu verflüchtigen", schreiben die Theologen in einem am Sonntag auf der Online-Präsenz der Zeitschrift "Communio" veröffentlichten Text. "Ohne Rückbesinnung auf diese Vertikale hat das Christentum keinen Bestand", so Tück und Körtner mit Blick auf die Christus-Beziehung der Kirche. Eine Theologie, "die von Kirche her auf Kirche hin denkt", sei nicht zu verwechseln mit einem Narzissmus, der die Kirche ins Zentrum stelle. "Im Gegenteil: mit der Kirche bezieht sich eine solche Theologie auf die Institution, die das Gottesgedächtnis wachhält, die an die rettende und versöhnende Kraft des Todes und der Auferstehung Christi erinnert und das Wirken des Geistes in der Geschichte bezeugt."

Die Kirche sei die Erinnerungsgemeinschaft, die in Zeiten von Traditionsabbrüchen und Krisen die Erzählungen von der Nähe Gottes in der Geschichte präsent halte und in der Gegenwart neu interpretiere, schreiben Tück und Körtner weiter. Es sei sachlich verfehlt, "das Gottesthema als Menschheitsthema gegen die kirchliche Orientierung der Theologie ausspielen" zu wollen, entgegnen die beiden Theologen auf Kritik an ihrem früheren Beitrag, der im November bei katholisch.de erschienen war. Darin hatten sie als Folge der zuvor veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) einen "Bedarf an theologischer Profilierung" ausgemacht. Die KMU hatte den großen Bedeutungsverlust der christlichen Kirche in Deutschland vor Augen geführt.

Wenige Tage nach Erscheinen des Beitrags der Wiener Theologen, hatten Rainer Bucher und Michael Schüßler ihre Kollegen kritisiert. "Wie man als wissenschaftliche Theologen so pauschal, abwertend, ja letztlich denunziatorisch über die vielen und vielfältigen religiösen, liturgischen, homiletischen, diakonischen und religionspädagogischen Praktiken der eigenen Kirche(n) sprechen kann, verwundert schon", schrieben die beiden Theologen aus Graz und Tübingen Ende November. Den in dem Text nach Ansicht von Tück und Körtner geäußerten Vorwurf, sie würden eine "kirchliche Ghetto-Theologie" befürworten, weisen sie in ihrem nun erschienen Beitrag zurück. "Er basiert, wenn nicht auf Vorurteilen, so doch auf einer verkürzten Lektüre, die leichtfertig überliest, dass wir uns ausdrücklich gegen eine 'Wagenburgmentalität' ausgesprochen haben", schreiben die Wiener Theologen. Tück lehrt als Professor am Institut für Systematische Theologie und Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Körtner ist Professor für Systematische Theologie (reformierte Theologie) an der evangelisch-theologischen Fakultät ebendort. (rom)